Süddeutsche Zeitung

Vorwahlen in den USA:#NeverEverTrump: Trumps Sieg spaltet die Republikaner

Lesezeit: 2 min

Von Julia Ley

Der Weg für Donald Trump als Kandidat der Republikaner für die US-Präsidentenwahl im November ist so gut wie frei. Im Bundesstaat Indiana siegte der Immobilienunternehmer so haushoch, dass sich die letzten beiden verbliebenen Rivalen Ted Cruz und John Kasich entmutigt aus dem Rennen zurückzogen.

Damit wird wahr, was viele Republikaner befürchtet hatten: Ein Mann, den anfangs viele als Clown verlachten und der vor allem durch rassistische und sexistische Äußerungen auffällt, wird Präsidentschaftskandidat ihrer Partei. Es ist noch nicht lange her, dass sich zwei seiner konservativen Rivalen - in einem wohl einmaligen Schritt - verbündeten, um ihn aufzuhalten.

Doch selbst das änderte nichts. Ein Bundesstaat nach dem anderen fiel an Trump. Das Establishment seiner Partei, die sich selbst gerne als "grand, old party", als "große, alte Partei" bezeichnet, reagiert darauf ganz unterschiedlich. Die einen stellen sich - nun, da er ohnehin nicht mehr zu verhindern ist - demonstrativ hinter Trump. Die anderen warnen davor, was ein Präsident Trump im Weißen Haus für Amerikas Rolle in der Welt bedeuten könnte.

"Wir müssen uns darauf konzentrieren, Hillary Clinton zu besiegen."

Der republikanische Parteichef Reince Priebus schreibt auf Twitter, Trump sei nun der "mutmaßliche Kandidat" für die Präsidentenwahl. Er rief seine Partei zur Einheit auf: "Wir müssen uns vereinen und darauf konzentrieren, Hillary Clinton zu besiegen."

Auch der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich konnte Trumps Sieg etwas Positives abgewinnen: "Trump könnte sich als einer der wirksamsten anti-linken Anführer herausstellen, den wir erleben werden", sagte er dem konservativen Nachrichtensender Fox News.

Ganz anders klingt Lindsey Graham, republikanischer Senator von South Carolina. Selten wird er auf Twitter so emotional wie nach dieser Wahl: "Wenn wir Trump nominieren", warnt Graham, "dann wird er uns zerstören. Und wir haben es verdient."

Erick Erickson, konservativer Blogger mit Nähe zur radikalen Tea Party, den das Politikmagazin The Atlantic einst als "einflussreichsten Konservativen Amerikas" bezeichnete, freut sich lieber mit einer demokratischen Kandidatin als mit Donald Trump: "Ich möchte Hillary Clinton heute Abend nicht zur Präsidentschaft gratulieren. Aber sie hat sie gerade gewonnen." Kurz zuvor hatte er dem Nachrichtenportal The Daily Beast gesagt, dass er sein republikanisches Parteibuch zurückgeben werde, sollte Trump tatsächlich offizieller Kandidat werden.

Aus #NeverTrump wird auf Twitter #NeverEverTrump

Noch weiter gingen einige andere bekannte Konservative, die wie Erickson dem Umfeld des konservativen Nachrichtenblogs redstate.com angehören. Viele von ihnen haben sich der Twitter-Kampagne #NeverTrump angeschlossen, um zu zeigen, dass sie niemals, wirklich niemals, Trump wählen würden. Aus diesem #NeverTrump ist bei vielen auf Twitter nun ein #NeverEverTrump geworden. Eher würden sie gar nicht wählen, sagen sie, bevor sie für Trump stimmten.

Der leitende Redakteur an der Spitze von Redstate, Leon Wolf, geht sogar noch weiter: "Sollte es ein Rennen zwischen Clinton und Trump geben, würde ich mich wahrscheinlich gezwungen sehen, Clinton zu wählen", sagte er dem Nachrichtenportal The Daily Beast.

Clinton vertrete zwar nicht seine Standpunkte, würde aber mit ziemlicher Sicherheit die bessere Präsidentin abgeben. "Dann muss ich nicht jeden Abend ins Bett gehen und mir Gedanken darüber machen, ob irgendwo auf der Welt eine pilzförmige Wolke am Himmel aufzieht, weil Trump irgendetwas völlig Verrücktes getan hat."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2980134
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/jly
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.