Süddeutsche Zeitung

Staatskrise in Venezuela:Maduro holt zum Gegenschlag aus

Lesezeit: 1 min

Von Christoph Gurk

Rund eine Woche nach dem gescheiterten Umsturzversuch in Venezuela holt die Regierung von Nicolás Maduro zum Gegenschlag aus. Der Geheimdienst verhaftete am Mittwochabend Édgar Zambrano, den stellvertretenden Präsidenten der Nationalversammlung, die in großen Teilen von der Opposition dominiert wird.

Zambrano selbst berichtete über die Festnahme auf Twitter: Gegen 19 Uhr Ortszeit sei er in Caracas von Agenten des Geheimdienstes überrascht worden. Nachdem er sich geweigert habe, sein Auto zu verlassen, habe man ihn mitsamt dem Fahrzeug in die Geheimdienstzentrale gebracht. Seitdem gibt es keine Nachricht mehr von Zambrano.

Vergangene Woche hatte der Oppositionspolitiker den Umsturzversuch des selbsternannten Interimspräsidenten von Venezuela, Juan Guaidó, unterstützt. Vor dem Luftwaffenstützpunkt La Carlota in Caracas hatte er gemeinsam mit Guaidó das Militär dazu aufgerufen, die Seiten zu wechseln. Anders als von der Opposition erhofft, folgten aber nur wenige Soldaten dem Aufruf.

Guaidó spricht von Entführung

In den folgenden Tagen kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften, es gab mindestens fünf Tote und Dutzende Verletzte. Die Massenproteste sind aber mittlerweile abgeflaut und die Regierung von Nicolás Maduro beginnt nun, gegen die Urheber des Umsturzes vorzugehen.

Gegen zehn Oppositionsabgeordnete wurden am Dienstag und Mittwoch Strafverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Verschwörung und Hochverrat. Ihnen wurde dazu noch die Immunität aberkannt, bisher allerdings wurde nur Zambrano verhaftet.

Er gilt als enger Vertrauter von Juan Guaidó. Dieser wandte sich nach der Festnahme über Twitter an die internationale Gemeinschaft und sprach von einer "Entführung" des stellvertretenden Parlamentspräsidenten Zambrano.

Guaidó selbst wurde die parlamentarische Immunität schon Anfang April entzogen. Die USA haben allerdings mit ernsthaften Konsequenzen gedroht, sollte Guaidó festgenommen werden. Bisher ist Guaidó auf freiem Fuß, die Regierung von Nicolás Maduro geht dafür zunehmend härter gegen den engsten Kreis seiner Vertrauten vor. Diosdado Cabello, Vorsitzender der regierungstreuen "Verfassungsgebenden Versammlung", kündigte im Fernsehen weitere Festnahmen an.

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