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IS-Terroristen:USA wollen IS-Anhängerin nicht zurücknehmen

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US-Präsident Trump fordert von europäischen Staaten die Rücknahme von in Syrien festgenommenen Mitgliedern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) - hat jetzt aber selber die Aufnahme einer Dschihadistin abgelehnt, die nach Angaben ihres Anwalts in den Vereinigten Staaten geboren wurde. Trump schrieb am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter, er habe US-Außenminister Pompeo "angewiesen", die 24-jährige Hoda Muthana "nicht zurück ins Land zu lassen".

Pompeo hatte zuvor zum Fall der jungen Frau erklärt, bei ihr handle es sich "nicht um eine US-Bürgerin, und sie wird nicht in die Vereinigten Staaten hineingelassen". Sie habe keinen gültigen US-Pass und kein Anrecht auf einen. Die Frau verfüge auch nicht über ein Visum, um in die USA einzureisen.

"Sie ist Amerikanerin", so ihr Anwalt, "Amerikaner brechen das Gesetz"

Muthana hatte im US-Staat Alabama gelebt, bevor sie 2014 nach Syrien ausreiste, um sich dort der Terrormiliz anzuschließen. Der Anwalt ihrer Familie, Hassan Shibly, erklärte, Muthana sei 1994 in New Jersey geboren und habe die US-Staatsangehörigkeit. Er warf der Regierung vor, sie ihrer Staatsbürgerschaft berauben zu wollen. "Sie ist Amerikanerin", sagte der Anwalt Hassan Shibly. "Amerikaner brechen das Gesetz. Wenn Menschen das Gesetz brechen, haben wir ein Rechtssystem, um mit diesen Arten von Situationen umzugehen, um Menschen zur Rechenschaft zu ziehen, und das ist alles, worum sie bittet."

Die 24-Jährige gehört zu etwa 1500 ausländischen Frauen und Kindern, die von Kurden im Flüchtlingslager Al-Hul festgehalten werden. Sie hatte sich in einem Interview der britischen Zeitung Guardian zu Wort gemeldet und ihre Hoffnung geäußert, in die USA zurückkehren zu können. Sie sei online radikalisiert worden und bereue nun ihre Entscheidung.

In sozialen Medien verbreitete Muthana IS-Propaganda und wiegelte Anhänger gegen die USA auf. Sie zählte zu den prominentesten IS-Agitatoren. Sie gibt jetzt an, dass andere ihren Twitter-Account geführt hätten.

Trump hatte zuvor europäische Länder wie Deutschland dazu aufgerufen, mehr als 800 in Syrien gefangene IS-Kämpfer zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen. Falls die Verbündeten nicht reagierten, seien die USA gezwungen, die Kämpfer auf freien Fuß zu setzen. Diese sind allerdings nicht in US-Gewahrsam, sondern in der Gewalt kurdischer Kräfte.

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