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US-Vorwahl:Niemals verlieren - wie Trump seine Niederlage umdeuten wird

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Obwohl er in Umfragen führte, landet Trump in Iowa nur auf Platz zwei. Erschüttern wird das weder den Milliardär noch seine Anhänger.

Analyse von Matthias Kolb, Des Moines (Iowa)

Nur drei Minuten dauert die Rede von Donald Trump bei der Wahlparty in Des Moines und seine Botschaft lautet: "Ich möchte euch eines sagen: Ich fühle mich geehrt, wirklich geehrt." Abgesehen von der Ankündigung, sich eine Farm in Iowa kaufen zu wollen, ist dieser Auftritt für seine Standards eine dröge Angelegenheit. Er deutet aber an, was in den kommenden Tagen passieren wird: Trump wird das Ergebnis von Iowa in einen Sieg umdeuten. Für seine kurze Polit-Karriere ist das überlebenswichtig: Er, der alle anderen so gern als loser bezeichnet, darf seine Niederlage nicht eingestehen.

Im Juni sei ihm prophezeit worden, dass er bei der ersten Vorwahl nicht mal in die Top Ten kommen werde, sagt Trump. Insofern ist ein zweiter Platz in einem Staat, dessen Republikaner sehr christlich und konservativ sind, respektabel. Doch der 69-Jährige steht nun unter Druck - und nichts beruhigt ihn mehr als positive Umfragewerte: 28 Prozentpunkte Vorsprung in New Hampshire, wo in acht Tagen gewählt wird. Schon am heutigen Dienstag wird er dort auftreten und sich siegesgewiss geben.

Die Suche nach dem richtigen spin, sprich nach der für die eigene Person besten Interpretation von Fakten gehört zur US-Politik wie hitzige TV-Debatten und beleidigende Video-Clips. Und allzu schnell sollte niemand auf einen Absturz von Donald Trump hoffen: Wenn es um Eigenwerbung geht, ist kaum jemand besser als der Immobilien-Milliardär.

Niederlagen existieren eigentlich nicht im Trump-Universum

Die Insider-Website Politico hat drei Trump-Biografen befragt, wie der Kandidat wohl auf eine Niederlage reagieren würde. "Wenn man immer wieder einen Sieg für sich beansprucht, dann wird das Realität", sagt Harry Hurt, Autor von "Lost Tycoon". "Er schafft sich seine eigene Wirklichkeit", ergänzt Wayne Barrett ("Trump: The Deals and the Downfall"). Und Michael D'Antonio, dessen Buch "Never Enough" kürzlich erschien, sagt: "Es ist bewundernswert, dass Trump sich anhand von Erfolgen definiert, die andere als Niederlagen ansehen. Sein Leben lang hat er nichts anderes gemacht."

Dass es Trump in diesem Wahlkampf mit Fakten nicht so genau nimmt, ist ebenso hinreichend dokumentiert ( etwa hier) wie die Tatsache, dass seine Anhänger ihm viel mehr vertrauen als den Medien oder anderen "Establishment-Kandidaten". Dieser Eindruck entsteht auch bei persönlichen Gesprächen mit Trump-Fans.

Ihr Held wird Fragen nach dem enttäuschenden Abschneiden in Iowa - immerhin sahen ihn zuletzt alle Umfragen vorn - voraussichtlich nicht beantworten, sondern zum Angriff übergehen oder über anderes reden. Dabei hätte er sogar Argumente auf seiner Seite: Mit Mike Huckabee und Rick Santorum hat Iowa zuletzt Kandidaten gekürt, die am Ende scheiterten.

Wegen Trump erreichte die Wahlbeteiligung in Iowa bei den Republikanern ungeahnte Höhen. Viele Bürger stimmten ab, weil sie ihn unterstützen wollten, aber ersten Analysen zufolge wollten auch Tausende einen Erfolg Trumps verhindern. Ob sich dieser Trend auch anderswo fortsetzt, bleibt abzuwarten. Eines ist aber klar: Wenn der Sieger am 9. Februar in New Hampshire nicht Donald Trump heißt, dann hat der ungewöhnlichste US-Präsidentschaftskandidat, den die Welt in den vergangenen Jahrzehnten gesehen hat, riesige Probleme.

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