Süddeutsche Zeitung

US-Bombardement in Kundus:Ärzte ohne Grenzen fordert Untersuchung wegen "Kriegsverbrechen"

Ärzte ohne Grenzen wollen internationale Untersuchung

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) verlangt nach der Bombardierung ihres Krankenhauses in Afghanistan durch US-amerikanische Streitkräfte eine Untersuchung. Sie geht nach eigenen Angaben von einem "Kriegsverbrechen" aus. Die Bombardierung der MSF-Klinik sei "ein Angriff auf die Genfer Konventionen" gewesen.

Die Organisation traue den internen Untersuchungen des US-Militärs nicht. Bei dem mutmaßlich versehentlichen Angriff auf eine Klinik in der nordafghanischen Stadt Kundus waren 22 Menschen ums Leben gekommen.

Ärzte ohne Grenzen fordert nun eine Untersuchung des Vorfalls durch die Internationale Humanitäre Ermittlungskommission, eines seit 1991 bestehenden völkerrechtlichen Organs mit Sitz in Bern, das bisher in keinem vergleichbaren Fall zum Einsatz gekommen sei, wie die BBC berichtet.

Was die USA sagen

Die USA sprechen von einem Fehler. Verteidigungsminister Ashton Carter hat sein tiefes Bedauern über den Verlust unschuldiger Leben ausgedrückt. Das Pentagon werde die Ermittlungen Afghanistans und der Nato voll unterstützen, erklärte er. "Durch vollständige und transparente Aufklärung tun wir alles, um diesen tragischen Zwischenfall zu verstehen, aus ihm zu lernen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wo das nötig ist", sagte er.

Zuvor hatte der Kommandierende der US- und Nato-Streitkräfte General John Campbell gesagt, die Klinik sei "fälschlicherweise getroffen" worden. Campbell blieb im Streitkräfteausschuss des US-Senats bei seiner Einschätzung, dass der Angriff auf Bitten der afghanischen Armee erfolgt sei. Dabei sei versehentlich auch die Klinik getroffen worden. "Wir würden niemals absichtlich eine geschützte medizinische Einrichtung anvisieren", sagte Campbell.

Ärzte ohne Grenzen hat sich als Reaktion auf den Vorfall aus Kundus zurückgezogen.

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