Süddeutsche Zeitung

Unruhen in Bangkok:Thailands Selbstzerstörung

Bangkok versinkt im Chaos, die Stützen des Staates knicken ein. Das Drama: Thailand ist zu einer Scheindemokratie verkommen, zu einem beinahe systemfreien Land.

Stefan Kornelius

Bangkok versinkt im Chaos. Regierung, Opposition und Militär haben sich hoffnungslos verstrickt in ihrem Überlebenskampf, die Stützen des Staates knicken ein. Der Sturm des Militärs auf die Barrikaden liefert die Bilder zum eigentlichen Drama des Landes: Thailand ist zu einer Scheindemokratie verkommen, zu einem beinahe systemfreien Land.

Die Demokratie ist nicht stark genug, die Autorität der Monarchie schwindet, das Militär ist gespalten und ein politisches Thema der sich bekriegenden Fraktionen ist auch nicht wirklich zu erkennen. Dahinter finden sich Strippenzieher wie der exilierte Ex-Premier Thaksin Shinawatra, der den Konflikt aus der Ferne steuert oder zumindest anheizt.

Die seit Monaten schwelende Krise ist nach dem Sturm des Rothemden-Lagers nicht vorüber. Sie könnte jetzt erst wirklich beginnen. Noch hat die Gewalt nicht im großen Ausmaß übergegriffen auf die Provinz, noch verhält sich das Militär unentschlossen, was von seiner Zerrissenheit zeugt. Dem Land fehlt eine Figur, die mit Autorität den Weg aus dem Chaos weisen könnte. Das Königshaus zeigt mit jedem weiteren Tag in der Krise sein Unvermögen.

König Bhumibol hat viele Möglichkeiten, seinen Einfluss geltend zu machen. Sein Hof aber schwieg in den vergangenen Monaten, die Thronfolger sind erstarrt, die letzte Symbolfigur des Landes gibt auf, was ihr an Macht noch bleibt und lässt einen Ausblick auf das Vakuum zu, das Thailand nach dem Tod des Monarchen erfassen wird.

Die Thailänder scheinen die destruktive Entwicklung aus eigener Kraft nicht aufhalten zu können. Sie brauchen Hilfe von außen. Es ist Zeit für einen Vermittler aus der Region oder von den Vereinten Nationen.

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Quelle:
SZ vom 20.05.2010
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