Süddeutsche Zeitung

Anklage gegen A$AP Rocky:Trump attackiert Schwedens Regierungschef Löfven

Lesezeit: 2 min

Von Julia Hippert

Im Fall des in Schweden verhafteten US-Rappers A$AP Rocky hat Präsident Trump den schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven kritisiert. In einem Tweet schrieb der US-Präsident, er sei "sehr enttäuscht" von Löfven und dessen angeblicher Handlungsunfähigkeit ( "unable to act"). "Schweden hat die afroamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten im Stich gelassen", twitterte Trump. Die USA täten so viel für Schweden, doch das gelte nicht in die Gegenrichtung. Schweden solle sich lieber auf sein echtes Kriminalitätsproblem konzentrieren, so Trump weiter. Die schwedische Regierung reagiert eher zurückhaltend auf diese Kritik.

Grund des präsidialen Ausfalls bei Twitter ist die Anklageerhebung der schwedischen Staatsanwaltschaft gegen A$AP Rocky, mit bürgerlichem Namen Rakim Athelaston Mayers. Dieser war Anfang Juli in Stockholm nach einem Konzert festgenommen worden, weil er in eine handgreifliche Auseinandersetzung verwickelt gewesen sein soll. Die Promi-Webseite TMZ.com hat ein Video veröffentlicht, das den 30-Jährigen zeigen soll, wie er einen jungen Mann zu Boden wirft und anschließend mit anderen zusammen auf ihn einprügelt. Die Staatsanwaltschaft Stockholm hatte aufgrund dieses Vorfalles einen Haftbefehl gegen den Rapper wegen grober Körperverletzung erwirkt. Trump schreibt in seinem Tweet weiter, er habe das Video gesehen. A$AP Rocky sei von Störenfrieden verfolgt und belästigt worden.

Rockys Anwalt Slobodan Jovicic sagte auf einer Pressekonferenz in Stockholm, der Musiker räume ein, den Mann bei der Auseinandersetzung zu Boden geworfen zu haben, auf dessen Arm getreten zu sein und ihn geschubst zu haben. "Er betrachtet sich als unschuldig", so Jovicic weiter. Seit seiner Festnahme sitzt der US-Musiker in Stockholm in Haft, da ein Richter akute Fluchtgefahr befürchtete. Am Donnerstag hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage wegen Körperverletzung gegen den Rapper erhoben. Die Verhandlung soll bereits kommenden Donnerstag vor dem Bezirksgericht in Stockholm beginnen. Weitere Verhandlungstage sind für den darauffolgenden Donnerstag und Freitag angesetzt.

Trump hatte bereits vergangene Woche mit dem "sehr talentierten" - wie der Präsident da noch schrieb - Löfven telefoniert und sich für die Freilassung A$AP Rockys eingesetzt. Der US-Präsident hatte dem schwedischen Ministerpräsidenten versichert, dass keine Fluchtgefahr bestünde und sogar angeboten, persönlich für die Kaution des Rappers aufzukommen.

Anders als die USA hat Schweden kein System, wonach ein Untersuchungshäftling in Erwartung eines möglichen Prozesses auf Kaution auf freien Fuß kommen kann. Löfven hatte bereits vor dem Gespräch mit Trump ausgeschlossen, sich in den Fall einzumischen. "In Schweden sind alle vor dem Gesetz gleich, auch Gäste aus anderen Ländern. Die schwedische Regierung kann nicht und wird auch nicht versuchen, die Staatsanwaltschaft oder die Gerichte zu beeinflussen", wurde er von schwedischen Medien zitiert.

Nach Trumps Tweets verwies ein Sprecher von Löfven auf dessen vorherige Aussagen.""Er ist sehr deutlich dabei gewesen, dass in Schweden alle vor dem Gesetz gleich sind und sich die Regierung nicht in ein laufendes Rechtsverfahren einmischen kann, sagte der Sprecher dem Fernsehsender SVT. Schwedens US-Botschafterin Karin Olofsdotter wies ebenfalls auf die Unabhängigkeit der schwedischen Justiz hin. "In Schweden ist jeder vor dem Gesetz gleich. Die Regierung ist nicht befugt und wird nicht versuchen, sich in Gerichtsverfahren einzumischen", schrieb sie auf Twitter. Der frühere schwedische Ministerpräsident und Ex-Außenminister Carl Bildt schlug in dieselbe Kerbe, wurde dabei aber deutlicher. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit gelte für jeden und liege einer unabhängigen Justiz eben zugrunde, twitterte Bildt. "So ist es in den USA, und so ist es gewiss in Schweden. Politische Einmischung in den Prozess ist eindeutig verboten! Klar?" In einem weiteren Tweet legte er nach: "Wenn Donald Trump versucht, in seinem eigenen Land die Justiz zu behindern, dann wird er mit den Grundsätzen der US-Verfassung in ernsthafte Schwierigkeiten geraten."

Der Einsatz des US-Präsidenten für den afroamerikanischen Musiker kam am Ende einer Woche, die von Rassismus-Vorwürfen gegen Trump beherrscht war. Trump war heftig kritisiert worden, weil er vier demokratischen US-Kongressabgeordneten empfohlen hatte, in ihre vermeintlichen Heimatländer zurückzukehren. Der Präsident hatte daraufhin getwittert, er habe "keinen rassistischen Knochen im Körper".

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