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Trauerfeier für Peter Struck:Zum Abschied eine Peinlichkeit

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Sieben Jahre haben sie im Bund mit der SPD koaliert. Dafür sei Peter Struck eine "entscheidende" Figur gewesen, hieß es nach seinem Tod von den Grünen. Zur Trauerfeier in Uelzen kam dennoch kein einziger aus dem aktuellen Führungsteam. Selbst die FDP war hochrangiger vertreten.

Von Nico Fried, Berlin

Die Struktur der Doppelspitzen bei den Grünen war immer wieder mal umstritten, aber sie hat auch große Vorteile. Zwei Parteivorsitzende (Claudia Roth und Cem Özdemir) und zwei Fraktionsvorsitzende (Renate Künast und Jürgen Trittin) zu haben, führt dazu, dass die Grünen - zumal in Zeiten der Opposition - viel parteipolitische Prominenz aufbieten können, um verschiedenste Termine zu besetzen. Seit der Urwahl der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl stehen sie sogar noch besser da, weil in Katrin Göring-Eckardt theoretisch noch ein weiterer repräsentativer Promi zur Verfügung steht.

Umso erstaunlicher erscheint es da, dass am Donnerstag bei der Trauerfeier für den verstorbenen SPD-Politiker Peter Struck kein einziger aus der aktuellen Führungsriege der Grünen zugegen war.

Trittin und Künast hatten mehrere Jahre lang mit Struck am Kabinettstisch gesessen. Unmittelbar nach seinem Tod am 19. Dezember 2012 würdigten sie ihn mit den Worten, er habe "entscheidend zum Zustandekommen und Erfolg der rot-grünen Regierungskoalition beigetragen." Roth war zu Strucks Zeiten auch schon Parteivorsitzende, Göring-Eckardt hatte als parlamentarische Geschäftsführerin mit dem Fraktionsvorsitzenden Struck zu tun und als sie selbst Fraktionsvorsitzende war mit dem Verteidigungsminister Struck.

Selbst die FDP ist hochrangig vertreten

Zwar handelte es sich bei dem Termin am Donnerstag in der St.-Marien-Kirche in Uelzen vor allem um eine Trauerfeier der Familie, der SPD und der Bundeswehr. Gleichwohl waren andere Parteien mit aktiven Politikern gut vertreten, wenn auch manche qua Amt nach Uelzen gekommen waren, wie Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Bundestagspräsident Norbert Lammert von der CDU.

Aus dem Kabinett war zudem Verkehrsminister Peter Ramsauer anwesend, Struck seit gemeinsamen Fußballerzeiten in der Bundestagsmannschaft freundschaftlich verbunden. Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder, der Struck seit der gemeinsamen Zeit in der großen Koalition einen Freund nennt, erwies ihm die letzte Ehre. Selbst die FDP hatte mit Patrick Döring immerhin ihren Generalsekretär entsandt.

Viele ehemalige Grüne

Auch grüne Politiker waren da - vor allem ehemalige: Rezzo Schlauch, einst Fraktionschef und Staatssekretär, seit 2005 aber nicht mehr in der Politik. Winfried Nachtwei, viele Jahre lang Verteidigungspolitiker, aber seit 2009 nicht mehr im Bundestag. Angelika Beer, ebenfalls ehemalige Verteidigungsexpertin, kurzzeitige Parteichefin, und mittlerweile Landtagsabgeordnete in Schleswig-Holstein - für die Piratenpartei.

Prominentestes aktives Mitglied der Grünen bei der Trauerfeier war die Fraktionsvorsitzende im Europaparlament, Rebecca Harms, die Struck aber wohl vor allem aus nachbarschaftlichen Zusammenhängen kennt: Harms kommt aus dem Wendland unweit von Strucks Heimatstadt Uelzen.

Ein Parteisprecher der Grünen sagte am Freitag auf SZ-Anfrage: "Bedauerlicherweise war eine Teilnahme an der Trauerfeier selbst nicht möglich. Wir haben in verschiedenen Formen unsere tiefe Anteilnahme an dem plötzlichen Tod von Peter Struck deutlich zum Ausdruck gebracht." Und eine Fraktionssprecherin verwies darauf, es habe durchaus Bemühungen gegeben, einen Vertreter zur Trauerfeier zu schicken, dies sei aber wegen Auslandsaufenthalten oder aus anderen Gründen nicht möglich gewesen.

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