Süddeutsche Zeitung

Terrormiliz "Islamischer Staat":IS soll hundert "Deserteure" hingerichtet haben

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Offenbar Hinrichtung von IS-Deserteuren

Der IS hat Medienberichten zufolge hundert in den eigenen Reihen kämpfende Ausländer hingerichtet. Die Getöteten hätten den Kämpfen entkommen wollen und versucht, das IS-Hauptquartier im syrischen Raka zu verlassen, berichtet die Zeitung Financial Times. Sie beruft sich dabei auf Angaben eines Aktivisten, der sowohl gegen den IS als auch gegen die syrische Regierung agiere. Dieser habe Berichte über die Hinrichtungen überprüft und könne "hundert Tötungen" bestätigen. Auch der Deutschen Presse-Agentur gegenüber bestätigt ein anonymer Aktivist die Information.

Nach Angaben von IS-Kämpfern hat die Dschihadistenmiliz eine eigene Militärpolizei aufgebaut, um gegen ausländische Mitglieder vorzugehen, die desertieren wollen. Dem Zeitungsbericht zufolge wurden bereits Dutzende Häuser durchsucht und zahlreiche Dschihadisten festgenommen.

Medienberichten zufolge sollen einige Dschihadisten desillusioniert sein von der Realität der Kämpfe in Syrien. Die britische Daily Mail berichtete im Oktober von fünf Briten, drei Franzosen, zwei Deutschen und zwei Belgiern, die zurück in ihre Heimat wollten, nachdem sie sich beklagt hatten, dass sie mehr gegen andere Rebellen als gegen die syrische Regierung kämpfen würden. Sie sollen vom IS gefangen gehalten werden. Insgesamt sollen zwischen 30 und 50 Briten in ihre Heimat zurück wollen, fürchten aber laut dem Internationalen Zentrum für Radikalisierungsstudien am Londoner King's College dort eine Gefängnisstrafe.

Seit Beginn der US-geführten Koalition gegen den IS im August hat die Miliz an Boden verloren. Zudem ist die Zahl der getöteten IS-Kämpfer deutlich angestiegen. Vor allem in den vergangenen Wochen hat die Extremistengruppe offenbar eine Reihe von Rückschlägen erlitten, der genaue Frontverlauf ist aber unklar. Der IS hatte im Juni eine Blitzoffensive gestartet und mit brutalen Mitteln weite Teile des Irak und Syriens erobert.

Peschmerga rücken im Sindschar-Gebirge vor und finden Massengrab

Nach der Befreiung des Sindschar-Gebirges im Nordirak sind Peschmerga-Kämpfer auf ein Massengrab mit den Überresten von etwa 70 Menschen gestoßen. Nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite Rudaw soll es sich um von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) getötete Jesiden handeln. Die IS-Miliz hatte im August Tausende Flüchtlinge der religiösen Minderheit im Sindschar-Gebirge eingekesselt.

Die Peschmerga hatten in einer Offensive am Donnerstag IS-Stellungen in dem Gebiet angegriffen. Dabei gelang es ihnen, einen Korridor zum Sindschar-Höhenzug frei zu schlagen. Rudaw zufolge rückten die Peschmerga am Samstagnachmittag bis in die zuvor vom IS beherrschte Stadt Sindschar südlich des gleichnamigen Gebirges ein. Der arabische Fernsehsender Al-Arabija berichtete, Sindschar sei bereits komplett zurückerobert worden.

Von der Stadt aus hatten die Dschihadisten im Sommer Zehntausende Jesiden in die Berge getrieben. Viele konnten nach Wochen der Hungersnot gerettet werden, zuletzt befanden sich noch etwa 9000 Flüchtlinge im Gebirge.

Erfolge im nordsyrischen Kobanê

Auch im nordsyrischen Kobanê verkündeten kurdische Kämpfer Erfolge. Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) hätten einen seit Freitagabend andauernden Angriff des IS abgewehrt und 26 Milizionäre getötet, berichtete Rudaw. Sieben weitere Dschihadisten seien anschließend bei einem Gegenangriff an der Ostfront der belagerten Stadt getötet worden. Eine unabhängige Bestätigung der Zahlen gab es zunächst nicht.

Kobanê wird seit Mitte September vom IS eingekesselt. Syrische Kurden verteidigen die Stadt erbittert. Seit Ende Oktober werden sie von Einheiten der nordirakischen Kurdentruppe Peschmerga unterstützt, die über die Türkei nach Syrien gelangten.

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