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Krieg in Syrien und Irak:Amnesty International: Anti-IS-Koalition für 300 zivile Opfer verantwortlich

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Die sogenannte "Anti-IS-Koalition" unter der Führung der USA soll zu wenig getan haben, um bei ihren Angriffen auf die Terrormiliz die Zivilbevölkerung zu schützen. Der Schaden für Zivilisten werde bei den Einsätzen der Koalition deutlich unterschätzt, sagte Lynn Maalouf vom Büro der Menschenrechtsorganisation in Beirut. Seit September 2014 seien bei elf Angriffen bis zu 300 Zivilisten getötet worden. In jedem dieser Fälle seien nur unzureichende Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung ergriffen worden. Einige der Angriffe könnten als unverhältnismäßig oder als willkürlich bezeichnet werden.

Das US-Verteidigungsministerium hat erklärt, es werde große Sorgfalt darauf verwandt, den Schaden für Zivilisten möglichst gering zu halten. Nach US-Angaben vom Juli kamen bei Luftangriffen auf Stellungen der Extremisten im Irak und Syrien zwischen dem 28. Juli 2015 und dem 29. April dieses Jahres 14 Zivilisten ums Leben.

Kanada will Jesiden aufnehmen

Kanada will Angehörigen der religiösen Minderheit der Jesiden aus dem Nordirak eine neue Heimat bieten. Das Parlament in Ottawa verabschiedete einstimmig eine Vorlage, welche die Verfolgung der Jesiden im Herrschaftsbereich der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als Völkermord einstuft und eine Ansiedlung jesidischer Flüchtlinge binnen vier Monaten in Kanada anstrebt.

Mit dem Parlamentsvotum habe Kanada gezeigt, "dass es ein offenes Land ist, das immer bereit ist, Menschen in Not überall auf der Welt zu Hilfe zu kommen", sagte Premierminister Justin Trudeau. Die Regierung arbeitet nach eigenen Angaben derzeit an einem Plan für eine Luftbrücke, um Jesiden nach Kanada zu bringen. Wie viele von ihnen letztlich im Land angesiedelt werden, ist noch unklar.

Maßgeblich beteiligt an der Vorbereitung des Parlamentsvotums war die jesidische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad, die der Plenarsitzung in Ottawa beiwohnte. Sie dankte dem Parlament und wertete das Votum als wichtiges Signal: "Niemals hätte der IS sich vorstellen können, dass seine Sklaven eines Tages in die Öffentlichkeit treten und ihm widersprechen."

Die 23-Jährige gehört der religiösen Minderheit der Jesiden an, die von der IS-Miliz als "Teufelsanbeter" verfolgt werden. Murad war im August 2014 in ihrem Dorf im Nordirak von IS-Kämpfern entführt worden. Sie wurde nach Mossul gebracht und wiederholt vergewaltigt, bis ihr nach drei Monaten die Flucht nach Deutschland gelang. Seither macht sie auf das Schicksal der Jesiden aufmerksam - seit September als UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel. Vor wenigen Wochen erhielt sie den Václav-Havel-Menschenrechtspreis des Europarates.

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