Süddeutsche Zeitung

Staatsangehörigkeit:Die doppelte Staatsangehörigkeit bleibt richtig

Die Behauptung Norbert Röttgens, der Doppelpass sei ein Integrationshindernis, ist Unfug. Das eigentliche Ziel des CDU-Manns ist: Schlag die Türken und triff Merkel.

Kommentar von Constanze von Bullion

Röttgen? Erinnert sich jemand? Richtig. Norbert Röttgen, das war mal ein sogenannter Hoffnungsträger der CDU, der eines Tages unter der Last der Hoffnung zusammenbrach. 2012 räumte die Kanzlerin den Umweltminister aus dem Kabinett, nach einer Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen. Röttgen wurde einfacher Abgeordneter.

Jetzt meldet er sich mit der Forderung zurück, die doppelte Staatsangehörigkeit abzuschaffen. Der Ärger um Auftritte türkischer Politiker in Deutschland zeige, wie schlecht "in Deutschland lebende Türken" integriert seien im Land. Wirklich?

Röttgen tut so, als fühlten Einwandererkinder sich eher zu Hause in Deutschland, wenn sie sich zwischen dem deutschen Pass und dem der Eltern entscheiden müssten. Natürlich ist das Unfug. Das Entweder-oder nationaler Zugehörigkeit fördert bei jungen Leuten oft eher den trotzigen Rückzug aufs Fremdsein.

Ums Zusammenrücken aber dürfte es Röttgen sowieso nicht gehen. Schlag die Türken und triff Merkel, ist da die Devise. Doppelte Staatsangehörigkeit, das ist nur ein anderes Wort für die Niederlage, die Merkel beim CDU-Parteitag in der Zuwanderungsfrage kassiert hat. CDU-Präside Jens Spahn sorgte für den Beschluss, den Doppelpass abzuschaffen, gegen Merkel. Setzen Röttgen und andere sich nun zu Spahn ins Boot, soll das heißen: Mit uns zieht die neue Zeit, die nach Merkel. Man hat schließlich lange genug gewartet.

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Quelle:
SZ vom 13.03.2017
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