Süddeutsche Zeitung

Spannungen mit Nordkorea:USA zweifeln Nordkoreas Wasserstoffbomben-Test an

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Begrenzte Sprengkraft - Zweifel an Zündung einer H-Bombe

Die USA hegen Zweifel, dass Nordkorea tatsächlich seine erste Wasserstoffbombe (H-Bombe) getestet hat. Erste Untersuchungen widersprächen der Behauptung der nordkoreanischen Führung, dass bei dem Atomtest am Mittwoch eine solche Bombe gezündet worden sei, sagte der Sprecher des US-Präsidialamtes, Josh Earnest, in Washington.

Atomexperten in Südkorea und anderen Staaten bestätigten nach Erdbebenmessungen zwar einen Kernwaffentest in dem international isolierten Land. Sie bezweifelten aber angesichts der begrenzten Sprengkraft, dass tatsächlich eine Wasserstoffbombe detoniert ist. Deren Sprengkraft liegt normalerweise um ein Vielfaches höher als bei einer Atombombe (mehr dazu hier).

US-Präsidialamtssprecher Earnest verwies darauf, dass jede Form von Atomtests ein Verstoß gegen die Auflagen der Vereinten Nationen sei. US-Außenminister John Kerry erklärte, der Atomtest sei eine enorme Provokation, die den Frieden und die Sicherheit in der Welt gefährde.

Earnest erklärte weiter, es sei bemerkenswert, dass sowohl Russland als auch China, das Nordkoreas engster Verbündeter ist, die Besorgnis der USA und ihrer Alliierten teilten. US-Präsident Barack Obama berate regelmäßig mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping über das Thema Nordkorea, fügte Earnest hinzu. Die USA würden sicherlich mit China darüber beraten, welche Rolle die Volksrepublik in dem Konflikt spielen könne.

USA und Südkorea drohen mit Konsequenzen

Die USA und ihr Verbündeter Südkorea haben dem nordkoreanischen Regime nach dessen neuem Atomtest ernste Konsequenzen angedroht. Beide Länder wollten die "angemessenen Reaktionen" auf die Provokationen Nordkoreas koordinieren, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul nach einem Telefongespräch von US-Verteidigungsminister Ashton Carter mit dessen südkoreanischem Amtskollegen Han Min Goo mit.

Wie die Reaktionen genau aussehen sollen, war zunächst unklar. Carter und Han betonten, die internationale Gemeinschaft wolle Nordkorea nicht als Atommacht anerkennen. Zugleich bekräftigte Carter die "eiserne Entschlossenheit" der USA, Südkorea zu verteidigen. Diese Verpflichtung umfasse alle Aspekte der erweiterten Abschreckung, hieß es.

US-Präsident Barack Obama und seine südkoreanische Kollegin Park Geun Hye verurteilten Nordkoreas Vorgehen in einem Telefonat in der Nacht zum Donnerstag als erneuten Verstoß gegen das Völkerrecht, wie das Weiße Haus mitteilte. Die USA haben Südkorea unter ihren "nuklearen Schutzschild" gestellt. Zudem sind 28 500 US-Soldaten in Südkorea als Abschreckung stationiert.

Südkoreas Generalstabschef Lee Sun Jin und der Befehlshaber der US-Streitkräfte Korea (USFK), General Curtis Scaparrotti, hätten bei einem Treffen nach dem Atomtest in Nordkorea über die Verlegung strategischer Waffen der USA nach Südkorea gesprochen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Seoul. Dazu gehörten etwa die mögliche Verlegung eines Atom-U-Boots, eines B-52-Langstreckenbombers oder von Jagdflugzeugen des Typs F-22. Details seien aber noch nicht festgelegt worden, hieß es.

Auch die UN verurteilen den Atomtest

In einer Dringlichkeitssitzung hatte auch der UN-Sicherheitsrat den jüngsten Atomtest durch Nordkorea verurteilt. Der Test verstößt gegen vier bestehende UN-Resolutionen. Der Rat ziehe "weitere bedeutende Maßnahmen" in Betracht, sagte der derzeitige uruguayische Ratsvorsitzende Elbio Rosselli in New York.

Nordkorea hatte zwischen 2006 und 2013 auf dem Testgelände in Punggye Ri im Kreis Kilju im Nordosten bereits drei Atomwaffentests unternommen, auf die der Sicherheitsrat jeweils mit neuen Sanktionen antwortete. Die Diktatur unter Machthaber Kim Jong Un sieht sich von den USA bedroht und stockt ihr Nukleararsenal seit Jahren stetig auf.

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