Süddeutsche Zeitung

Simbabwe:Robert Mugabe hält Rede zum zweiten Mal - und merkt es nicht

Lesezeit: 2 min

Von Tobias Zick, Kapstadt

Wird Robert Mugabe doch langsam müde? Der 91-jährige Machthaber Simbabwes ist für vieles berühmt, unter anderem für seine unerschütterliche Vitalität. Er werde, wie ein guter Wein, mit dem Alter immer besser, schwärmen seine Anhänger. Und er selbst hat in voller Zuversicht die Verfassung so ändern lassen, dass er bis über seinen 99. Geburtstag hinaus durchregieren kann.

Am Dienstag trat er gewohnt unbeirrt vor das Parlament, um dort eine Rede über den wirtschaftlichen Aufschwung zu halten, der seinem Land dank der Partnerschaft mit China bevorstehe. Etwa 25 Minuten redete er und bemerkte offenkundig nicht, dass er gerade dieselbe Rede verlas, die er bereits am 25. August gehalten hatte, damals als Ansprache zur Lage der Nation. Auch aus den Reihen der Abgeordneten war nichts zu hören - obwohl mehrere Mitglieder der Opposition ihn am 25. August während seiner Rede immer wieder mit Buhrufen und Protestliedern unterbrochen hatten. Die Tatsache, dass sie diesmal zum selben Text stillhielten, erklärten sie später damit, dass sie anonyme Drohungen per SMS erhalten hatten, die ihnen einschärften, den Präsidenten diesmal nicht zu unterbrechen.

Der Vorfall beweise Mugabes "Senilität", sagt die Opposition

Mugabes Sprecher erklärte später, man bedauere die Verwechslung "aufrichtig", der Fehler sei im Sekretariat passiert, den Präsidenten treffe keine Schuld. Doch die Oppositionspartei "Bewegung für demokratischen Wandel" (MDC) stürzte sich auf das gefundene Fressen: Der Vorfall beweise Mugabes "Senilität". Er sei offenkundig geistig und körperlich dem Amt nicht mehr gewachsen.

Am Mittwochnachmittag rief Mugabe die Parlamentarier zu einer Sondersitzung zusammen - offenbar, um die korrekte Rede nachzuliefern. Neben dem Amt als Präsident von Simbabwe, das er seit 1980 regiert, ist Mugabe derzeit auch Vorsitzender der Afrikanischen Union (AU). Für den Fall, dass ihm seine Gesundheit bei der nächsten Wiederwahl 2018 im Weg stehen sollte, steht seine Ehefrau Grace Mugabe als Nachfolgerin bereit.

Die frühere, bei der Basis der Regierungspartei Zanu-PF beliebte Vize-Präsidentin Joice Mujuru hatte Mugabe bereits voriges Jahr entmachtet, woraufhin sie ankündigte, mit einer eigenen, neuen Partei gegen ihn anzutreten. Die soll auch "Zanu-PF" heißen, wobei PF nicht für "Patriotische Front" stünde, sondern für "People First" - das Volk zuerst.

Angstvoll fragen sich Mugabes Gegner, was aus dem Land wird, wenn ihn eines Tages vollends die Kräfte verlassen. Nicht unwahrscheinlich, dass es dann mit der bisherigen, mit harter Hand gewahrten Stabilität vorbei ist und stattdessen Chaos und offene Machtkämpfe ausbrechen.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2015
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