Süddeutsche Zeitung

Parteiausschluss:Sarrazin hat in der SPD nichts verloren

Sarrazin mit seinen abseitigen Thesen ist kein Sozialdemokrat - man könnte sich wundern, dass er in der Partei bleiben will. Doch das nutzt seinem Marketing.

Kommentar von Jens Schneider

Wenn nicht dieser Haken wäre, käme die Nachricht einer Erlösung gleich. Einer Erlösung für die Öffentlichkeit im Allgemeinen und die SPD im Speziellen, deren Mitglied Thilo Sarrazin seit Jahrzehnten ist. Zu lange schon nervt der Konflikt um ihn und sein Parteibuch. Der Streit wirkt so absurd wie die Mitgliedschaft Sarrazins in der SPD selbst. So ist es gut, dass nach mehreren vergeblichen Versuchen nun entschieden ist, dass die Partei ihn ausschließen kann.

Ein Parteiausschluss ist ein harter Schritt. Eine Partei muss abweichende Meinungen dulden, davon lebt Demokratie. Aber damit hat der Fall Sarrazin nichts zu tun. Der einstige Berliner Finanzsenator hat in seinen Büchern krude islamophobe Thesen formuliert, die der Programmatik und dem Selbstverständnis der SPD widersprechen. Es ist logisch, dass er mit diesen abseitigen Thesen nie eine Rolle in ihren Debatten spielten konnte. Worüber sollten sie streiten?

Sarrazin hat in der SPD nichts verloren. Man könnte sich wundern, dass er bleiben will, wäre nicht offenkundig, dass die Mitgliedschaft seinem Marketing dient. Ohne sie wäre er nur ein weiterer zweifelhafter, erfolgreicher Buchautor. Hier liegt der Haken: Er will in Berufung gehen, um seine Rolle weiter spielen zu können. Die SPD wird nicht anders können, als den Weg zu Ende zu gehen.

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Quelle:
SZ vom 12.07.2019
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