Süddeutsche Zeitung

Umfrage:Ost- und Westdeutsche sehen Russland unterschiedlich

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In den östlichen Bundesländern plädieren mehr Menschen für einen vorsichtigen Kurs, zeigt eine Umfrage. Auch der Blick auf die DDR ist anders.

Wenn es um den richtigen Umgang mit Russland geht, gehen die Meinungen der Deutschen in Ost und West auseinander. Das gilt auch für den Blick zurück auf die DDR. Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur stimmten 37 Prozent der Befragten der Aussage zu, "Russland ist ein Land, mit dem sich die Bundesregierung besser gut stellen sollte". Jeder zweite Teilnehmer der Umfrage äußerte sich dazu ablehnend. Die Zustimmung lag allerdings bei den Menschen in den östlichen Bundesländern wesentlich höher als bei den Wahlberechtigten auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik.

Dass im Osten mehr Menschen für einen vorsichtigen Umgang mit Russland plädieren, ist allerdings nicht unbedingt als Zustimmung zum Kurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verstehen. Ein Blick auf die Ergebnisse der Umfrage zeigt, dass hier wohl auch Sorgen eine Rolle spielen. Denn auch auf dem Gebiet der früheren DDR gibt es der Umfrage zufolge mehr Menschen, die Russland als Bedrohung für Deutschland empfinden, als Menschen, die das nicht so sehen.

Nur 28 Prozent der Deutschen halten Russland für einen "potenziellen Partner"

Unter den Wählern der AfD ist laut Yougov der Anteil derjenigen, die meinen, die Bundesregierung solle sich mit Russland gut stellen, am größten. Danach folgen - allerdings mit großem Abstand - Wähler der Linken und der FDP. Bei den Wählern der anderen im Bundestag vertretenen Parteien ist der Anteil noch niedriger. Bundesweit sind es demnach 63 Prozent der Wahlberechtigten, die Russland als Bedrohung für Deutschland sehen. 30 Prozent der Deutschen stimmen dieser Aussage eher oder überhaupt nicht zu. Lediglich acht Prozent äußerten sich hierzu unschlüssig oder machten keine Angaben. Dass Russland für Deutschland ein "potenzieller Partner" ist, sehen bundesweit nur 28 Prozent der Befragten so. 62 Prozent der Deutschen lehnen diese Einschätzung ab.

Die Sowjetunion, deren Machtzentrum Russland war, spielte eine prägende Rolle in der DDR. Die DDR war als Teil des Ostblocks über Jahrzehnte wirtschaftlich, politisch und kulturell von ihrem "großen Bruder" abhängig. Laut Umfrage ist im Osten fast jeder Zweite heute der Meinung, dass das politische System der DDR für das berufliche Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger im Vergleich zur heutigen Bundesrepublik mehr Vorteile hatte. Der Anteil derjenigen, aus deren Sicht im beruflichen Kontext die Nachteile überwogen, liegt deutlich niedriger.

Allerdings sind die Ergebnisse der Umfrage nur bezogen auf die erwachsenen Deutschen insgesamt repräsentativ, für die Menschen im Osten und Westen geben sie jeweils eine Tendenz wieder. Im Westen, wo viele die Lebenswirklichkeit der DDR lediglich aus Berichten und gelegentlichen Verwandtenbesuchen kannten, ist nur knapp jeder Dritte der Auffassung, das DDR-System habe für die Bürgerinnen und Bürger des sozialistischen "Arbeiter- und Bauernstaats" beruflich mehr Vorteile als Nachteile gehabt.

Auch was das private Leben angeht, das unter anderem geprägt war von der fehlenden Reisefreiheit, ist die Sicht auf die DDR im Osten heute etwas positiver als im Westen. Allerdings sehen im Rückblick auf das DDR-Regime, das 1989 von der friedlichen Revolution hinweggefegt wurde, sowohl im Westen als auch im Osten mehr Menschen Nachteile für das private Leben als Vorteile.

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