Süddeutsche Zeitung

Rheinland-Pfalz:AfD-Politikerin beklagt Populismus und tritt aus

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Von Jens Schneider, Berlin

Wegen zunehmender rechtspopulistischer Tendenzen in der Alternative für Deutschland (AfD) hat eine führende Landespolitikerin in Rheinland-Pfalz die Partei verlassen. Die stellvertretende Landesvorsitzende Beatrix Klingel trat nach eigenen Angaben jetzt von ihrem Amt zurück und zugleich aus der Partei aus. "Die AfD hat sich immer mehr ins Emotionale und Populistische bewegt und ist von ihrem Ansatz abgerückt, die Partei der Vernunft zu sein", sagte Klingel am Mittwoch.

Klingel hatte seit der Gründung der AfD den Landesverband mit aufgebaut. Seit dem letzten September sehe sie nun aber eine Veränderung, die mit ihrer Haltung als wertkonservative Wirtschaftsliberale nicht mehr vereinbar sei, beklagte sie. Klingel bezeichnete es als unakzeptabel, dass es keine klare Abgrenzung der AfD zu Pegida gebe und die Partei sich in diese Richtung immer weiter geöffnet habe. An der Basis würde fast nur noch über Flüchtlingspolitik und Zuwanderung diskutiert. "Das passiert auf Stammtischniveau und oft ohne jede Sachkenntnis", beklagte Klingel.

Viele Diskussionen seien beängstigend und "unerträglich"

Nach ihrer Darstellung spielen Wirtschaftsthemen, auch die Diskussion um den Euro, in der Partei kaum noch eine Rolle. Die AfD war ursprünglich als eurokritische Partei gegründet worden. Klingel zeigte sich besorgt, dass von der AfD in Flüchtlingsfragen niedere Instinkte angesprochen würden.

Viele Diskussionen an der Basis seien geradezu beängstigend und für sie unerträglich. Sie habe vergeblich versucht, sich diesen Tendenzen entgegenzustellen. "Ich kann für diese Entwicklung nicht mehr mit meinem Namen einstehen", sagte sie. Vor Klingel hatten sich immer wieder andere eher liberale Kräfte aus der AfD zurückgezogen. In der AfD wogt inzwischen ein Flügelstreit zwischen dem wirtschaftsliberalen und dem zunehmend stärker werdenden nationalkonservativen Flügel.

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Quelle:
SZ vom 22.01.2015
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