Süddeutsche Zeitung

Gedenken:Wegbereiter der Demokratie

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Der Paulskirchen-Abgeordnete Robert Blum gehört zu den vergessenen Helden der Deutschen Revolution von 1848. Bei der Vorstellung einer Briefmarke zu seinen Ehren lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dessen Rolle für Freiheit und Einheit Deutschlands.

Von Robert Probst, München

In diesen Tagen ist wieder viel vom "Schicksalstag" der Deutschen die Rede. Der 9. November naht, und wenn die Menschen auf diesen Tag zurückblicken, schauen sie auf absolute Tiefpunkte, aber auch auf Sternstunden. Sie sehen die Novemberrevolution von 1918, den Hitlerputsch von 1923, die Pogrome von 1938 - und den Fall der Mauer 1989. Der Bundespräsident begann den Reigen nun bereits am Dienstag, um auf einen weiteren, ziemlich vergessenen 9. November hinzuweisen: die Ermordung des Revolutionärs Robert Blum am 9. November 1848 durch kaiserliche Truppen in Wien.

Anlass war die Präsentation einer Briefmarke mit dem Konterfei des mutigen Paulskirchen-Abgeordneten und Barrikaden-Kämpfers, und Frank-Walter Steinmeier nutzte auch diese Gelegenheit, um "mehr Engagement, mehr Leidenschaft, auch mehr Geld" anzumahnen, "um Bewusstsein zu schaffen für die Freiheitsbewegungen unserer Geschichte, vor allem auch in der jungen Generation". Passend dazu hat der Bundespräsident soeben auch einen Sammelband mit dem Titel "Wegbereiter der deutschen Demokratie - 30 mutige Frauen und Männer 1789 - 1918" (C.H. Beck) herausgegeben, das Kapitel über Robert Blum hat etwa der Historiker Christopher Clark beigesteuert.

Die deutsche Republik ist erst 1990 Wirklichkeit geworden

"Sein Volk wird ihm ein Denkmal setzen, größer als die Denkmale aller seiner Gefeierten; denn dieses Denkmal wird die deutsche Republik sein." So schrieb der Schriftsteller Ludwig Pfau nach Blums Tod. Ganz hat das nicht geklappt, zumindest nicht im 19. Jahrhundert. Die deutsche Republik, in Recht und Freiheit geeint, ist erst 1990 Wirklichkeit geworden, zum zweiten Mal nach 1918, heißt es im Vorwort des Buches.

Steinmeiers Anliegen als Staatsoberhaupt ist ganz gut in dem Satz zusammengefasst: "Dabei ist es ganz besonders die Aufgabe des demokratischen Staates, die Erinnerung an seine Wegbereiterinnen und Wegbereiter lebendig zu halten und auf diese Weise dazu beizutragen, die Werte und Prinzipien, auf denen er beruht, in die Zukunft zu tragen." Am 9. November geht es weiter mit einer Veranstaltung, unter anderem mit Angela Merkel, im Schloss Bellevue, sie heißt: "1918 - 1938 - 1989". Um Robert Blum wird es dabei wohl nur am Rande gehen, aber ein Satz von ihm bleibt für die Demokratiegeschichte wichtig: "Es hätte überhaupt nichts Gutes und Großes gegeben, wenn jeder stets gedacht hätte: Du änderst doch nichts!"

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