Süddeutsche Zeitung

Vergeltung für getötete IS-Geisel:Jordanien richtet zwei Terroristen hin

Lesezeit: 2 min

Jordanien richtet zwei Terroristen hin

Nach der brutalen Ermordung eines jordanischen Piloten durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben die Behörden in Amman zwei zum Tode verurteilte Terroristen hingerichtet. Das berichtete die jordanische Nachrichtenagentur Petra.

Die jordanische Führung hatte bereits am Vortag Vergeltung für den Tod des Piloten Moaz al-Kasasbeh angekündigt. Das verbreitete Video zeigt eine der bislang brutalsten Hinrichtungen eines IS-Gefangenen: Das Opfer verbrennt bei lebendigem Leib in einem Käfig.

Nach dem Bericht der Agentur Petra wurde als Erste die bereits zum Tode verurteilte Dschihadistin Sadschida al-Rischawi hingerichtet. In einer Videobotschaft hatten die IS-Extremisten ihre Freilassung gefordert. Anschließend wurde auch der Al-Qaida-Terrorist Siad al-Karbuli gehenkt.

Irakerin überlebte fehlgeschlagenes Selbstmordattentat

Al-Rischawi soll an einer Anschlagsserie auf drei Hotels in Amman beteiligt gewesen sein, bei der vor zehn Jahren 60 Menschen ums Leben kamen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der sich im dortigen Radisson-Hotel mitten in einer Hochzeitsfeier in die Luft sprengte, und zwei weiteren Attentätern hatte sie die Parallel-Anschläge durchgeführt. Die Verantwortung für die Terrorwelle übernahm seinerzeit al-Qaida im Irak unter Abu Mussab al-Sarkawi, eine sunnitische Salafistengruppe, die sich zum IS entwickelte.

Wenige Tage später war al-Rischawi festgenommen und im April 2006 zum Tode verurteilt worden. In ihren im jordanischen Staatsfernsehen übertragenen Geständnissen hatte sie erklärt, dass sie es im letzten Moment nicht geschafft habe, den Zünder ihres Sprengstoffgürtels zu betätigen. Im Gefängnis entwickelte sich Al-Rischawi zu einer wichtigen Symbolfigur des IS.

Vater des getöteten Piloten fordert weitere Luftschläge gegen IS

Der Vater des getöteten jordanischen Piloten rief seine Regierung dazu auf, "scharfe Rache" an der Terrormiliz zu nehmen. Der IS sei eine "Verbrecherorganisation" und weit vom Islam entfernt, sagte Safi al-Kasasba dem arabischen Nachrichtenkanal Al-Arabija. Die Jordanier erwarteten auch von der internationalen Koalition weitere Luftschläge, um den IS zu zerstören.

Obama empfängt jordanischen König Abdallah II.

US-Präsident Barack Obama empfing kurzfristig den jordanischen König Abdullah II. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die Limousine des Königs am Dienstagabend (Ortszeit) am Weißen Haus eintraf. An den Beratungen sollte auch US-Vizepräsident Joe Biden teilnehmen. Abdallah hält sich derzeit in Washington auf, eine Begegnung mit Obama war aber ursprünglich nicht vorgesehen.

Obamas Regierung will ihre Wirtschafts- und Militärhilfen für Jordanien im Zeitraum 2015 bis 2017 auf insgesamt drei Milliarden Dollar (2,59 Milliarden Euro) erhöhen. Sollte der Kongress in Washington der Summe zustimmen, würden die Zuwendungen der USA an Amman fast verdoppelt. Jordanien ist Teil der Allianz um die Vereinigten Staaten, die mit Luftschlägen in Syrien und dem Irak gegen die Terrormiliz Islamischer Staat kämpft.

Weltweites Entsetzen über IS-Video

Politiker auf der ganzen Welt verurteilen das IS-Video und bekunden Mitgefühl mit den Angehörigen des Piloten. Bundeskanzlerin Angela Merkel schrieb in einem Kondolenz-Telegramm an König Abdallah II.: "Mit großem Entsetzen habe ich die furchtbare Nachricht von der Ermordung des jordanischen Piloten vernommen. Es ist unfassbar, dass Menschen zu einer solch grausamen Tat fähig sind." Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich "zutiefst erschüttert".

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, der Mord zeige, dass die terroristische Organisation keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben habe. Der UN-Sicherheitsrat sprach von einer "entsetzlichen und feigen Tat": "Dieses Verbrechen zeigt erneut die Brutalität des IS, der für Tausende Verbrechen und Misshandlungen gegen Menschen aller Glaubensrichtungen, Ethnien und Nationalitäten verantwortlich ist, ohne Rücksicht auf die Mindeststandards der Menschlichkeit."

Auch Japans Regierungschef Shinzo Abe zeigte sich erschüttert. Die Tat sei "unverzeihlich und schockierend", sagte er im Parlament. Das Schicksal des 26-jährigen al-Kassasbeh war eng mit dem zweier japanischer IS-Geiseln verknüpft, die ebenfalls kürzlich von den Terroristen ermordet worden waren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2335078
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/AFP/dpa/sks/cmy
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.