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Rakete mit Satelliten gestartet:Nordkorea feuert Weltraumrakete ab - scharfe Kritik aus dem Ausland

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Nordkorea schießt Trägerrakete mit Satelliten ins All

Allen internationalen Warnungen zum Trotz hat Nordkorea nur einen Monat nach seinem weltweit kritisierten Atomtest eine Weltraumrakete gestartet. Die Trägerrakete habe den Satelliten "Kwangmyongsong-4" (Leuchtender Stern) erfolgreich auf eine Erdumlaufbahn gebracht, berichteten die Staatsmedien unter Berufung auf die nationale Raumfahrtbehörde. Das US-Militär bestätigte, dass die Rakete den Weltraum erreicht hat. Zuvor hatte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, dass die zweite Raketenstufe offenbar nicht funktioniert habe.

Die Trägerrakete sei um 1:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit von der Abschussrampe in Sohae an der Westküste abgehoben, erklärte die nordkoreanische Raumfahrtbehörde den Berichten zufolge. Der Satellit habe 46 Minuten später den Orbit erreicht. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Die USA, Südkorea und Japan werteten den Start als schwere Provokation und sehen in ihm einen verdeckten Test für das Atomwaffenprogramm des kommunistischen Regimes. Eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats wurde angesetzt. Nordkoreas Raumfahrtbehörde verteidigte den Start gegen Kritik. Nordkorea habe bloß sein "legitimes Recht auf die Weltraumforschung zu unabhängigen und friedlichen Zwecken" ausgeübt. Das Land werde in Zukunft noch mehr Satelliten ins All schießen.

Dringlichkeitssitzung der UN in New York

Südkorea, die USA und Japan befürchten, dass Nordkorea auf diese Art Interkontinentalraketen testen will, die mit atomaren Sprengköpfen bestückt sein könnten. Die drei Länder beantragten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York, die noch am Sonntag (17 Uhr mitteleuropäischer Zeit) stattfinden soll. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Raketenstart, der bestehende Resolutionen des Sicherheitsrats verletze.

Erst vor einem Monat hatte der vierte nordkoreanische Atomtest weltweit Empörung ausgelöst. Später kündigte Nordkorea an, einen "Erdbeobachtungssatelliten" ins All schießen zu wollen. Das Datum hierfür wurde vorverlegt, nachdem ursprünglich ein Startfenster zwischen dem 8. und 25. Februar vorgesehen gewesen war.

US-Regierung fordert "ernste Konsequenzen"

Die USA bezeichneten den Raketenstart als "destabilisierend, provokativ und flagrante Verletzung" zahlreicher UN-Resolutionen. Die Vereinigten Staaten würden sich für "ernste Konsequenzen" einsetzen, teilte US-Sicherheitsberaterin Susan Rice in Washington mit. Außenminister John Kerry erklärte, die USA würden mit ihren Partnern und Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates weiter an "bedeutenden Maßnahmen" arbeiten, um Nordkorea zur Rechenschaft zu ziehen.

Die USA drängen China, schärferen Sanktionen gegen Nordkorea zuzustimmen, dessen Rückhalt bei der Führung in Peking seit geraumer Zeit schwindet. Der größte Wirtschaftspartner des Landes hatte Pjöngjang mehrfach vergeblich zur Zurückhaltung aufgefordert, um die Spannungen in der Region nicht weiter eskalieren zu lassen. Nach dem dennoch erfolgten Raketenstart machte Chinas Regierung über die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua denn auch ihr "Bedauern" publik.

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye warf dem kommunistischen Regime in Pjöngjang eine schwere Provokation vor, die nicht toleriert werden könne. Sie forderte - wie schon nach dem Atomtest des Nachbarns - harte Sanktionen des UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea. Auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem Verstoß gegen UN-Resolutionen. Sein Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte, der Raketenabschuss sei eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der Welt. Zwar hatte die japanische Regierung angekündigt, dass man die Rakete bei einer Gefährdung des Landes abfangen werden, doch das Militär hatte in diesem Fall darauf verzichtet.

Erste nordkoreanische Weltraumrakete seit 2012

Nordkorea hatte zuletzt Ende 2012 eine Weltraumrakete abgefeuert. Schon der Start damals wurde weltweit verurteilt. Nach dem vierten Atomtest Nordkoreas am 6. Januar dieses Jahres nahm der UN-Sicherheitsrat Diskussionen über schärfere Sanktionen gegen Nordkorea auf.

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