Süddeutsche Zeitung

Prozess in Düsseldorf:Geld und Technik für den IS

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Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Der Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf stammt aus dem Jahr 2004 und ist in gewisser Weise seiner Zeit schon ein wenig voraus gewesen. In der Männertoilette sind vier Fußwaschbecken eingebaut, für ein muslimisches Publikum, dass es sehr genau nimmt mit der Religion. Die Einrichtung ist einerseits sehr vorausschauend angebracht worden, weil in Düsseldorf einige Prozesse gegen Islamisten und deren Unterstützer geführt wurden und noch werden.

Andererseits sehen die Becken ziemlich unbenutzt aus, weil die Prozesse fast ohne Publikum stattfinden. Außer den Journalisten waren am Mittwoch nur zwei Zuschauer zum Prozessauftakt gegen drei Unterstützer des Islamischen Staates anwesend. Ein bärtiger Mann, der Journalisten sagte, er habe brisante Informationen über die Attentäter des 11. September, und der ebenfalls sehr bärtige Bernhard Falk, der früher linksradikal war und heute ein radikaler Islamist ist, aber auch keine Lust auf Füßewaschen hatte.

Karolina S. will sich nicht äußern

Auf der Anklagebank saßen drei mutmaßliche Geldbeschaffer der Terrororganisation Islamischer Staat, zwei junge Frauen und ein Mann, alle drei deutsche Staatsbürger. Der Hauptangeklagten Karolina S., 25, wird von der Generalbundesanwaltschaft vorgeworfen, ihrem in Syrien lebenden Mann Farid S. insgesamt 11 000 Euro und Kameras zur Produktion von Propagandavideos geschickt zu haben, teils über Mittelsmänner.

Ihr nach islamischem Recht angetrauter Mann Farid S. kämpft seit einem guten Jahr auf der Seite des IS, zwischenzeitlich war er einmal von der Freien Syrischen Armee gefangen genommen worden, kam aber wieder frei. Zusammen mit dem ehemaligen Rapper Denis Cuspert alias Deso Dogg ist er in brutalen Videos des IS zu sehen. Die Staatsanwaltschaft wirft Karolina S. die Unterstützung einer ausländischen Terrororganisation vor. Ein Vergehen, für das im Falle eines Schuldspruches "ein nicht ganz kleiner Strafrahmen" vorgesehen sei, wie die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza sagte.

Karolina S. wollte sich zu den Vorwürfen und auch zu ihrer Person nicht äußern. Sie wurde in Polen geboren und wuchs in einer sehr katholischen Familie auf, kurz vor dem Abitur in Bonn radikalisierte sie sich und konvertierte zum Islam. Zusammen mit Farid S. hat sie einen zweijährigen Sohn, der mit ihr im Gefängnis lebt. Auch ihr Bruder Maximilian soll mittlerweile für den IS kämpfen.

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Quelle:
SZ vom 22.01.2015
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