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Proteste in Ost-Ukraine:USA sprechen von "bezahlten Demonstranten"

Lesezeit: 2 min

+++ Amerikanische Regierung vermutet, dass prorussische Demonstranten von Moskau bezahlt werden +++ USA schlägt Ukraine-Gipfel vor +++ Russland bestreitet Einflussnahme in Ost-Ukraine +++ "Souveräne Republik" in Donezk ausgerufen +++

Die Entwicklungen im Newsblog

  • Prorussische Demonstranten in Ost-Ukraine sollen teilweise bezahlt worden seien
  • Washington schlägt Ukraine-Gesprächsrunde vor
  • Russland weist jede Verantwortung für Erstürmung von Gebäuden zurück
  • Demonstranten rufen in Donezk "souveräne Republik" aus
  • Ukrainischer Offizier stirbt auf der Krim
  • Kiew befürchtet Einmarsch russischer Armee
  • Bundesregierung warnt vor neuen Sanktionen

Hinweise auf Bezahlung: Die prorussischen Kräfte, die öffentliche Gebäude im Osten der Ukraine gestürmt hatten, wurden US-Informationen zufolge zum Teil bezahlt. Es gebe "starke Hinweise" darauf, dass zumindest einige von ihnen dort gar nicht wohnten und bezahlt worden seien, sagt Präsident Barack Obamas Sprecher Jay Carney. Die "Provokationen" seien ein Ergebnis des wachsenden Drucks aus Russland. Carney wiederholte Obamas Worte, der bei neuen Interventionen Russlands in der Ukraine mit "weiteren Konsequenzen" gedroht hatte. Eine offene oder heimliche Intervention in der Ost-Ukraine bedeute eine "ernsthafte Eskalation".

USA streben Vierergespräche an: Washington und Moskau einigen sich auf direkte Gespräche über die Lage in der Ukraine. An dem Treffen innerhalb der nächsten zehn Tage sollten auch Vertreter der Europäischen Union und der Ukraine teilnehmen, teilt das US-Außenministerium mit. Darauf hätten sich Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow in einem Telefonat geeinigt, sagte eine Sprecherin. Kerry habe Lawrow gewarnt, dass jeder russische Versuch der Destabilisierung der Ukraine "seinen Preis" haben werde.

Moskau hat genug von Anschuldigungen: Russland weist jede Verantwortung für die Erstürmung öffentlicher Gebäude durch kremltreue Aktivisten in der Ostukraine zurück. "Genug der Anschuldigungen gegen Russland, das für alle aktuellen Probleme der Ukraine verantwortlich gemacht wird", teilt das Außenministerium mit. "Das ukrainische Volk verlangt von Kiew klare Antworten auf alle Fragen." Moskau erneuerte Forderungen nach einer Föderalisierung des Nachbarlandes. Die prowestliche Führung in Kiew müsse unverzüglich ihre "unverantwortliche Einstellung zum Schicksal des Landes" ändern, hieß es. Zuvor hatte der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk erklärt, die Proteste zielten darauf, einen Einmarsch ausländischer Truppen zu provozieren.

"Souveräne Republik" in Donezk ausgerufen: Prorussische Demonstranten halten die Gebietsverwaltung von Donezk besetzt , wo sie die "souveräne Republik" ausrufen, wie dieses Youtube-Video zeigt:

Die selbst ernannten Deputierten erklären, wenn man ihnen nicht erlaube, ein Referendum durchzuführen, würden sie Russland um Beistand bitten. "Nur eine russische Friedenstruppe kann unsere Anliegen schützen", heißt es in einer Erklärung. In einem weiteren Beschluss erklärten sie die Absicht, der Russischen Föderation beizutreten. "Putin hilf!", rufen daraufhin die Demonstranten.

Tödlicher Vorfall: Auf der Krim soll ein russischer Soldat einen ukrainischen Offizier getötet haben. Das bestätigte das Verteidigungsministerium der Ukraine. Über den Vorfall in Nowofjodorowskoje gibt es unterschiedliche Darstellungen: Der Guardian berichtet unter Berufung auf russische Medienberichte von einem Streit zwischen ukrainischen und russischen Soldatengruppen. Der ukrainischen Internetplattform Pravda zufolge soll der Offizier in einem Hostelzimmer gezielt erschossen worden sein. Weitere offizielle Stellungnahmen oder politische Reaktionen sind bislang nicht bekannt.

Linktipps:

Russland investiert Milliarden in sein marodes Militär - eine Analyse von SZ-Autor Frank Nienhuysen.

Je weniger die Amerikaner über die Ukraine wissen, desto stärker ist ihr Wunsch, dass die USA interveniert. Ein Bericht der Washington Post .

Sprache, Identität, Politik - der Mythos von zwei ukrainischen Staaten - aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Die Krim-Krise könnte für Russland zum Desaster werden, kommentiert der Historiker Robert Service in der New York Times .

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