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Panama Papers:China nimmt Anwalt nach Panama-Witz fest

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Er postet in sozialen Medien ein Foto mit einem satirischen Kommentar über Staatschef Xi Jinping. Dann nehmen fünf Personen in zivil den Bürgerrechtsanwalt mit.

Ge Yongxi ist in China polizeibekannt. Als der Bürgerrechtsanwalt 2015 zu einem Prozess in Hongkong fahren wollte, hinderten ihn chinesische Beamten an der Ausreise, berichteten lokale Medien. Nun haben ihn fünf Personen in Zivil abgeholt, berichten Menschenrechtsaktivisten.

Offenbar der Grund für die Aktion: Ge hatte online eine satirische Foto-Montage gepostet. Das Bild zeigt Chinas amtierenden Staatspräsidenten Xi Jinping sowie die ehemaligen Staatslenker Jiang Zemin und Deng Xiaoping. Die Montage bezieht sich auf einen alten Spruch von Deng. Der hatte einst über seine Reformpolitik gesagt, man müsse "den Fluss überqueren, indem man sich von Stein zu Stein vortastet". Auf Ges Foto heißt es sinngemäß, mit dem Fluss hätte die Politiker also den Panama-Kanal gemeint.

Deng, ganz rechts, sagt, dass der Kanal sehr tief sei. Jiang, ganz links, fürchtet, sie könnten ertrinken. Xi beruhigt ihn, er habe doch einen Schwager.

"Schwager" ist in China eine beliebte Chiffre für Korruption und unsaubere Beziehungen zwischen den Mächtigen und Reichen im Land. Denn 2012 enthüllte die Agentur Bloomberg das geheime Vermögen von Deng Jiagui und seiner Frau - sie ist die ältere Schwester von Parteichef Xi Jinping.

Über die Panama Papers können chinesische Internetnutzer nicht offen sprechen. Viele Angehörige von Parteikadern tauchen in den Unterlagen auf, sie haben Verbindungen zu Offshore-Konstrukten, in denen Schmiergeld versteckt werden kann. In den sozialen Medien des Landes finden sich keine Verweise auf die Enthüllung, die Zensur ist aktiv. Die Suche nach "Xi Jinping und Panama" oder "Xi Jinping und Schwager" ist blockiert.

Chinas Nutzer versuchen, die Zensur mit einem Gedicht auszutricksen.

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