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Obama gegen Romney:Wahlkampf bis zur letzten Minute

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Heute wird in den USA ein neuer Präsident gewählt, 18 Monate dauert der Wahlkampf nun schon. Der republikanische Herausforderer Mitt Romney will sogar noch am Wahltag in den "Swing States" Pennsylvania und Ohio auftreten. Denn der Ausgang der Wahl steht keinesfalls fest.

Selbst Stunden vor Öffnung der Wahllokale in den USA kämpfen Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney noch verbissen um Stimmen. Mit Kundgebungen vor Tausenden Anhängern wollten sie am späten Montagabend das Rennen ums Weiße Haus noch in letzter Minute zu ihren Gunsten entscheiden.

In der jüngsten Umfrage der Washington Post und des Senders ABC erreichte Obama zwar erstmals seit Anfang Juli landesweit wieder 50 Prozent der Stimmen, während Romney nur auf 47 Prozent kam. Doch liegt das Ergebnis wie derzeit nahezu alle Umfragen im Bereich der statistischen Fehleranfälligkeit. Vor allem in den sogenannten Swing States, wo sich die Wahl am Dienstag entscheiden dürfte, deuten die meisten Erhebungen auf ein historisch enges Kopf-an-Kopf-Rennen hin.

Die Kandidaten und ihre Unterstützer hatten am Montag 15 Veranstaltungen in neun dieser besonders umkämpften Staaten auf dem Programm, um unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Obama wollte nach Auftritten in Wisconsin und Ohio seine letzte große Kundgebung in Iowa abhalten. Dort hatte er im Januar 2008 als Präsidentschaftsbewerber seinen ersten Vorwahlsieg auf dem Weg ins Weiße Haus gefeiert. Deshalb wolle er dort auch seinen Wahlkampf beenden, teilten seine Berater mit. Danach war die Rückreise in seine Heimatstadt Chicago geplant, wo er am Dienstag mit seiner Familie auf die Wahlergebnisse warten wolle.

Stopps in Florida, Virginia und Ohio

Romney hatte nach Stopps in Florida, Virginia und Ohio zum großen Finale in New Hampshire eingeladen. Kurzfristig setzte er aber noch für den Wahltag Auftritte in Pennsylvania und Ohio an. Experten betrachteten Romneys zusätzlichen Stimmenfang am Ende einer gut 17 Monate langen Kampagne als Hinweis darauf, wie knapp das Rennen tatsächlich ist.

Beide Kandidaten setzten am Tag vor der Entscheidung erneut auf die Strahlkraft prominenter Unterstützer. Obama trat in Ohio mit dem Rockmusiker Bruce Springsteen und dem Rapper Jay-Z auf. Romney lud den Sänger Kid Rock zu der Kundgebung in New Hampshire ein. In einem Radiointerview äußerte der Präsident die Sorge, dass viele seiner Unterstützer den Wahlurnen fernbleiben könnten. "Wir haben genügend Wähler, um zu gewinnen, es ist nur die Frage, ob sie auch kommen", sagte Obama.

Lange Wahlnacht

Romney nutzte seine letzten Wahlkampfkundgebungen erneut, um vor einer zweiten Amtszeit für Obama zu warnen. Dieser habe bewiesen, dass er nicht mit dem Kongress zusammenarbeiten könne. Wenn er im Weißen Haus bleibe, drohe ein politischer Stillstand, weil wichtige Probleme nicht gelöst werden könnten. "Das heißt, die Konjunktur friert ein und es werden keine Arbeitsplätze geschaffen", sagte Romney. Obama bekräftigte bei einem Auftritt in Wisconsin, dass er sich nach seiner Wiederwahl weiter für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen wolle. "Jeder gibt seinen fairen Anteil, jeder spielt nach den selben Regeln, deshalb habt ihr mich 2008 gewählt und deshalb trete ich für eine zweite Amtszeit an", rief er mit heiserer Stimme.

Weil die Umfragen sehr nah beieinander liegen, richten sich die Amerikaner auf eine lange Wahlnacht ein. Es galt sogar als möglich, dass das Ergebnis erst nach Tagen feststeht. Beide Wahlkampflager bereiteten sich nach Medienberichten auf einen möglichen langwierigen Streit um Abstimmungsergebnisse vor und heuerten bereits zahlreiche Anwälte an.

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