Süddeutsche Zeitung

INF-Vertrag:Putin warnt USA vor neuem "Wettrüsten"

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die USA vor einem neuen Wettrüsten gewarnt. Die US-Regierung würde eine "extrem gefährliche Situation" heraufbeschwören. Wenn sie sich wie angekündigt aus dem INF-Abrüstungsvertrag zurückziehe, bliebe nur noch ein "Rüstungswettlauf", sagte Putin. Zudem warnte er vor einer Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Europa. Russland wäre in einem solchen Fall gezwungen, auch gegen jene Länder vorzugehen, die den USA eine solche Stationierung erlaubten, sagte der russische Präsident.

US-Präsident Trump hatte vor wenigen Tagen angekündigt den INF-Abrüstungsvertrag mit Russland einseitig aufzukündigen. Das Abkommen stammt noch aus Zeiten des Kalten Kriegs. Die Vereinbarung verbietet bodengestützte, atomar bestückbare Mittelstreckenwaffen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern. Die USA beschuldigen Russland seit mehreren Jahren, den INF-Vertrag zu brechen.

Konkret geht es geht um den Marschflugkörper SSC-8. Das System könnte Atomwaffen über mehr als 500 Kilometer transportieren - also bis nach Mitteleuropa. Russland hat dies stets bestritten und wirft der US-Regierung seinerseits vor, gegen den Vertrag zu verstoßen. So argumentiert Putin, dass von den Abschussrampen des Nato-Raketenschutzschirms in Rumänien jederzeit auch atomar bestückte US-Marschflugkörper gestartet werden könnten.

Nato-Chef Jens Stoltenberg gibt sich trotz der Ankündigung Trumps gelassen. Er erwarte keine atomare Aufrüstung in Europa. Er glaube nicht, dass die Bündnismächte als Reaktion auf eine neue russische Rakete weitere Atomwaffen in Europa stationieren würden, sagte Stoltenberg.

Die Nato-Länder prüften derzeit aber, welche Auswirkungen das russische Marschflugkörpersystem auf ihre Sicherheit habe. "Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg. Wir wollen kein neues Rüstungswettrennen", so Stoltenberg.

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