Süddeutsche Zeitung

NSU-Prozess in München:Angeklagter bekommt keinen Urlaub

Er gilt als überzeugter Rechtsradikaler und engster Vertrauter des NSU, doch der Angeklagte Andre E. findet, die Mordvorwürfe beträfen ihn nicht. Nun hat das Gericht seinen Antrag auf zeitweise Beurlaubung vom NSU-Prozess zurückgewiesen.

Von Annette Ramelsberger

Andre E. bekommt keinen Urlaub vom NSU-Prozess. Der Mann, der dem Terror-Trio des Nationalsozialistischen Untergrunds am nächsten stand und selbst wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung angeklagt ist, hatte am Dienstag beantragt, ihm den Prozess an jenen Tagen zu erlassen, an denen Dinge verhandelt würden, die ihn nicht betreffen. Doch das Gericht sieht das ganz anders.

Es gebe nämlich kaum Dinge, die ihn in diesem Prozess nicht beträfen, erklärte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Mittwoch - und lehnte den Antrag ab. Sicher, Andre E. habe eine relativ weite Anreise zum Prozess in München und das Gericht sei sich dieser Belastung bewusst.

Andre E. lebt mit seiner Familie in Zwickau so wie seinerzeit vor ihrer Entdeckung die Angeklagte Beate Zschäpe und ihre zwei Mitverschwörer Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Andre E. gilt zudem als überzeugter Rechtsradikaler, der der Szene noch immer eng verbunden ist. Gerade die Zeugen aus dem Umfeld des NSU könnten ihn betreffen, erklärte der Richter feinsinnig.

Am Mittwoch ging es erneut um den ersten Mord des NSU. Am 9. September 2000 wurde der 39 Jahre alte Blumenhändler Enver Simsek in seinem Lieferwagen erschossen. Zeugen hatten die Männer noch gesehen, die Radlerhosen trugen, und sie hörten auch die Schüsse, "harte, metallische Schläge", wie sie sie beschrieben. Als die Rettungskräfte kamen, röchelte Enver Simsek. Zwei Tage später starb er.

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