Süddeutsche Zeitung

Nordirland:Journalistin in Nordirland getötet

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Brennende Autos, gepanzerte Einsatzfahrzeuge und schwer bewaffnete Polizisten in Londonderry: Plötzlich fallen Schüsse, eine Journalistin stirbt - die Polizei sucht nach Motiven.

Von Christoph von Eichhorn und Elisa Britzelmeier, München

In der nordirischen Stadt Londonderry ist eine 29-Jährige bei gewaltsamen Ausschreitungen ums Leben gekommen. Die Schüsse würden als "terroristischer Vorfall" behandelt, teilte die örtliche Polizei in der Nacht zum Freitag mit. Es wurden Mordermittlungen eingeleitet. Bei der getöteten Frau handelt es sich um eine Journalistin aus Belfast, die sich intensiv mit der Gewalt in Nordirland auseinandersetzte. Inwieweit die Schüsse in Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehen, ist unklar. Eine Reporterin des Belfast Telegraph schrieb über Twitter, sie sei in der Nähe eines Polizeifahrzeugs neben der 29-Jährigen gestanden, als diese getroffen worden sei. Sie sei sofort ins Krankenhaus gebracht worden.

Bilder aus der Wohnsiedlung Creggan zeigten brennende Autos, gepanzerte Einsatzfahrzeuge und schwer bewaffnete Polizisten. Nach Polizeiangaben liefen in der Nacht auf Freitag zunächst Durchsuchungen. Hintergrund des Einsatzes sollen Hinweise auf geplante Anschläge gewesen sein. "Gegen 23 Uhr britischer Zeit tauchte ein Bewaffneter auf und feuerte eine Reihe von Schüssen auf die Polizei", sagte der stellvertretende Polizeipräsident Mark Hamilton nach Angaben der BBC. Dabei sei die Journalistin verletzt worden. Sie sei dann im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Für die Gewalt machte Hamilton die "New IRA" verantwortlich, eine terroristische Organisation, die mit Waffengewalt die Wiedervereinigung Irlands anstrebt.

Londonderry liegt im Nordwesten der nordirischen Provinz an der Grenze zur Republik Irland. Die überwiegend katholische Bevölkerung nennt ihre Stadt schlicht Derry. Seit Jahresbeginn sind wiederholt Sprengsätze in dem Ort explodiert, bislang ohne Verletzte. Eine Bombe detonierte im Januar vor einem Gericht. Unklar war zunächst, ob die neuerlichen Unruhen im Zusammenhang mit dem Osterwochenende stehen, das traditionell für Kundgebungen genutzt wird. Im Zuge der Brexit-Verhandlungen waren die Sorgen gewachsen, dass die drohende Einführung von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland die Gewalt in der ehemaligen Bürgerkriegsregion wieder anheizen könnte.

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Quelle:
SZ vom 20.04.2019
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