Süddeutsche Zeitung

Mordversuch von Islamist:Angeblich Anschlag auf Clinton geplant

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Der Somalier, der Mohammed-Karikaturist Westergaard attackiert hat, war offenbar schon im Herbst in Kenia unter Verdacht geraten.

Nach dem versuchten Mordanschlag auf den dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard rechnet die Regierung in Kopenhagen mit weiteren Angriffen von Islamisten. "Die Terrordrohungen werden nicht aufhören, solange es das Netzwerk al-Qaida gibt", sagte Außenminister Per Stig Møller der Zeitung Berlingske Tidende.

Dänemark werde vermutlich noch lange mit der Terrorgefahr leben müssen. Gut vier Jahre nach der Veröffentlichung seiner umstrittenen Mohammed-Karikatur war der dänische Zeichner Westergaard am Neujahrsabend um Haaresbreite dem Anschlag eines mutmaßlichen Islamisten entkommen.

Inzwischen wurden weitere Einzelheiten über den 28 Jahre alten Mann aus Somalia bekannt. Nach Presseberichten soll der Angreifer vor wenigen Monaten mit Anschlagsplänen gegen US-Außenministerin Hillary Clinton in Verbindung gebracht worden sein, berichtete die Zeitung Politiken. Aus Mangel an Beweisen sei er später wieder freigelassen worden, meldete das Blatt unter Berufung auf nicht genannte Quellen.

Der dänische Botschafter in Kenia, Bo Jensen, sagte der Nachrichtenagentur Ritzau, der Somalier sei wegen Problemen mit seinen Reisedokumenten festgenommen worden. Von einer terroristischen Verschwörung hätten die kenianischen Behörden der Botschaft nichts berichtet, wurde Jensen zitiert.

Nach Angaben des dänischen Geheimdienstes PET hatte der Angriff auf Westergaard einen terroristischen Hintergrund, auch wenn es so ausgesehen haben mag, als habe der 28-Jährige allein gehandelt.

Jedenfalls habe der Somalier Verbindungen zu den radikal-islamischen Al-Shabaab-Milizen und zur Führung des Terrornetzwerkes al-Qaida in Ostafrika. Geheimdienstchef Jakob Scharf stufte den Vorfall als "sehr schwerwiegend" ein.

"Es war knapp. Wirklich knapp"

Der Somalier war am Freitagabend in Westergaards Haus eingedrungen und bedrohte den 74-Jährigen mit Axt und Messer. Der Karikaturist, der unter ständigem Polizeischutz steht, konnte Alarm schlagen und sich gerade noch rechtzeitig mit seiner fünfjährigen Enkelin im Badezimmer einschließen. Zwei Minuten später seien auf seinen Alarm hin Beamte eingetroffen.

Seinem Arbeitgeber, der Tageszeitung Jyllands-Posten, sagte Westergaard: "Es war beängstigend. Es war knapp. Wirklich knapp. Aber wir haben es geschafft", zitierte die Website der Zeitung den 74-Jährigen.

Gegen den Angreifer wurde indes Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.

Muslime in Dänemark verurteilen Angriff

Ein Dachverband muslimischer Gruppen in Dänemark verurteilte den Angriff. Man distanziere sich von jeder Art von Extremismus, die zu solchen Taten führe, hieß es.

Jyllands-Posten hatte am 30. September 2005 insgesamt zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Westergaards Zeichnung des Propheten mit einem Turban in Form einer Bombe gehörte zu den am heftigsten kritisierten.

Die Karikaturen führten bei Muslimen weltweit zu Protesten, denen mehr als 100 Menschen zum Oper fielen. Westergaard hat bereits mehrfach Morddrohungen erhalten, 2008 wurde ein Komplott von Tunesiern gegen ihn aufgedeckt und vereitelt.

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