Süddeutsche Zeitung

Militärputsch in der Türkei:Tsipras will Asyl für türkischen Offizier aufheben

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Als der Putschversuch im Juli 2016 scheiterte, sah Süleyman Ö. keine Zukunft mehr für sich in seiner Heimat. Der türkische Offizier setzte sich mit sieben Gefährten in einen Militärhubschrauber und floh in die nordgriechische Grenzstadt Alexandoupolis. Ihre Hoffnung: politisches Asyl.

Am Freitagabend, eineinhalb Jahre später, erhielt Ö. einen positiven Bescheid von der Asylbehörde. Doch schon am Samstagabend teilte das Büro des griechischen Ministerpäsidenten Alexis Tsipras mit, man habe beantragt, Ö. diesen Status wieder zu entziehen. Tsipras hatte wiederholt betont, dass Beteiligte des Putschversuchs in der Türkei in Griechenland nicht willkommen seien. Die Regierung bleibe bei ihrer bisherigen Haltung.

Ö. und seine Kameraden waren noch während des Putschversuchs in der Türkei per Hubschrauber nach Griechenland geflohen. Sein Asylantrag war mit der Begründung genehmigt worden, dass ihn in der Türkei kein faires, den Menschenrechten entsprechendes Verfahren erwarten würde.

Türkei verurteilt Griechenland als "ein Land, das Putschisten schützt"

Die türkische Regierung hatte die Entscheidung umgehend scharf verurteilt. Der Beschluss zeige ein weiteres Mal, dass Griechenland "ein Land ist, das Putschisten schützt und mit offenen Armen empfängt", teilte das Außenministerium in Ankara mit. Der Schritt sei politisch motiviert und werde Auswirkungen auf die bilateralen Beziehungen und die regionale Zusammenarbeit haben.

Die Asylverfahren der anderen sieben türkischen Militärs, die beim Putsch nach Griechenland geflohen waren, laufen noch. Ein Anwalt, der die türkischen Offiziere vertritt, erklärte, er gehe davon aus, dass auch den sieben weiteren Offizieren bald Asyl erteilt werde. Eine Aufhebung der Asylerlaubnis für Ö. könne bis zu zwei Jahre dauern.

Das Thema führt seit längerem zu Spannungen zwischen Athen und Ankara: Die Türkei hat wiederholt die Auslieferung der Militärs gefordert. Der höchste griechische Gerichtshof hatte die Auslieferungsanträge jedoch bereits im Mai dieses Jahres mit Verweis auf die Menschenrechtslage im Nachbarland abgewiesen.

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