Süddeutsche Zeitung

Militäreinsatz:Russland und die USA wollen Luftangriffe in Syrien absprechen

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Sorge um mangelnde Militärabsprachen

Militärexperten aus den USA und Russland sollen sich so schnell wie möglich wegen der Luftschläge in Syrien koordinieren. Dies sagten die Außenminister der beiden Länder, John Kerry und Sergej Lawrow, am Mittwochabend in New York. Entsprechende Gespräche könnten bereits am Donnerstag stattfinden. Sie sollen verhindern, dass sich die USA und Russland versehentlich in die Quere kommen.

Russland hatte die internationale Allianz zunächst zum Verlassen des syrischen Luftraums aufgefordert, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf US-Kreise. Diese fliege jedoch weiter ihre eigenen Einsätze. "Wir wollen nicht, dass ein Unfall passiert", erklärte Peter Cook, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Wenn Kampfflugzeuge über Syrien fliegen, solle vermieden werden, dass heikle Manöver und mangelnde Absprachen die USA und Russland aneinandergeraten lassen.

In New York sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow, er wolle den UN-Sicherheitsrat in eine Koordination von Angriffen auf den IS einbinden: Lawrow legte ihm der Agentur Interfax zufolge einen Resolutionsentwurf zur Bekämpfung des IS vor.

Moskau beginnt Luftangriffe Syrien

Russland hatte am Mittwoch mit Luftangriffen auf Syrien begonnen. Russische Kampfjets seien dabei, Positionen der Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) in der Region Homs zu bombardieren, meldete das Verteidigungsministerium in Moskau. Das Parlament in Moskau hatte wenige Stunden zuvor Präsident Wladimir Putin die Erlaubnis zu einem Militäreinsatz im Ausland erteilt.

Nato kritisiert russisches Handeln

Die Nato hat das russische Handeln in Syrien kritisiert. Die Unterstützung Russlands für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad sei "nicht konstruktiv", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter der Militärallianz am Mittwoch in Brüssel: "Assad ist Teil des Problems." Er zitierte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg mit der Warnung, neue militärische Aktionen dürften nicht im Konflikt zu den von den USA geleiteten Einsätzen gegen den IS stehen. Seit Monaten greift eine internationale Allianz Stellungen des IS in Syrien und im benachbarten Irak aus der Luft an. Auch US-Außenminister Kerry äußerte ernste Bedenken, wenn Russland Angriffe gegen andere Gruppen als den IS führen würde.

Widersprüchliche Berichte über Moskaus Ziele

Wen die russischen Luftkräfte nun bombardierten, ist allerdings unklar: Moskau behauptet, insgesamt 20 Luftangriffe auf Stellungen des IS geflogen zu haben. Acht strategische Ziele seien bombardiert worden, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow vom Verteidigungsministerium in Moskau. Dabei seien Munitionsdepots und Treibstofflager sowie Kommandostellen im Gebirge vollständig zerstört worden. "Alle Attacken wurden nach den Daten der syrischen Armee durchgeführt", sagte Konaschenkow. Ziele in der Nähe von "zivilen Objekten" seien nicht angegriffen worden. Das Ministerium habe Videobilder des Einsatzes veröffentlicht, teilte er mit.

Nach unbestätigten Angaben greifen die russischen Soldaten allerdings nicht den IS, sondern die Freie Syrische Armee (FSA) an. Syrischen Aktivisten zufolge bombardierten die Flugzeuge Ziele in Gebieten der gemäßigten Rebellen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei den Luftangriffen mindestens 27 Menschen ums Leben, darunter Frauen und Kinder. Die bombardierte Region werde von gemäßigten Rebellengruppen kontrolliert, sagte Samir Naschar, führendes Mitglied des Oppositionsbündnisses Nationale Syrische Koalition.

Das Außenministerium in Moskau kritisierte diese Angaben. "Kaum informiert Russland über seine Schritte, erscheinen Meldungen über getroffene Zivilisten und demokratische Kräfte als Ziel. Das ist ein Informationskrieg", sagte Sprecherin Maria Sacharowa.

Das Weiße Haus bezeichnete es als "noch zu früh, um zu bewerten, welche Ziele die Russen anvisiert und getroffen haben". Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters verlautete aber auch aus US-Kreisen, die Angriffe seien offenbar nicht gegen IS-Stellungen gerichtet und könnten auch über Homs hinausgehen.

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