Süddeutsche Zeitung

CDU:Die späte Wiederkehr des Friedrich Merz

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Der zweifache Verlierer im Kampf um die Führung der CDU möchte zurück in den Bundestag. Parteifreunde meinen: Hätte Merz diese Idee früher gehabt, hätte er womöglich mehr gewinnen können.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

Friedrich Merz strebt zurück in den Bundestag. Der 65-jährige CDU-Politiker, der im Januar zum zweiten Mal als Aspirant für den CDU-Bundesvorsitz gescheitert war, hat gegenüber Parteifreunden eine Kampfkandidatur für das Direktmandat im traditionell konservativen Hochsauerlandkreis (HSK) angekündigt. Merz hatte seinen Heimat-Wahlkreis bereits von 1994 bis 2009 im Bundestag vertreten. Zu Wochenbeginn hatten zwei CDU-Stadtverbände im Landkreis erklärt, sie unterstützten Merz' Kandidatur. Am Dienstagabend bestätigte Merz dem Spiegel, er werde antreten.

Der Wahlkreis gilt seit Jahrzehnten als CDU-Hochburg. Für eine Wiederkehr ins Parlament muss Merz zunächst parteiintern gegen den Amtsinhaber Patrick Sensburg antreten: Der 49-jährige Jurist hatte seit 2009 als Nachfolger von Merz das Direktmandat dreimal für die CDU gewonnen. Der Geheimdienstexperte Sensburg ist seit November 2019 zudem Vorsitzender des Reservistenverbandes der Bundeswehr. Seither, so beklagten Parteifreunde, sehe man den Abgeordneten jedoch "mehr in Uniform als in Zivil" und zu selten an der Basis.

Aufgrund auch dieser Unzufriedenheit hatte am vorigen Wochenende ein dritter CDU-Anwärter seinen Hut in den Ring geworfen: Bernd Schulte, 35, wie Merz und Sensburg Jurist, hatte sich als Bezirkschef der Jungen Union profiliert. Derzeit arbeitet er als Büroleiter von Nathanael Liminski, dem Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei und rechten Hand von Ministerpräsident Armin Laschet.

Nach Ansicht von CDU-Insidern geht Merz nun "als klarer Favorit" in den CDU-Dreikampf ums Hochsauerland. Parteifreunde bedauerten am Dienstag allerdings, dass Merz nicht schon im Herbst die Chance genutzt habe, sich um eine Kandidatur im benachbarten Kreis Olpe zu bewerben. Der bisherige CDU-Abgeordnete Matthias Heider hatte damals seinen Verzicht auf eine erneute Bewerbung angekündigt. "Hätte Merz damals zugegriffen und für den Bundestag kandidiert", so ein örtlicher CDU-Politiker, "wäre das auch ein Signal im Kampf um den CDU-Vorsitz gewesen."

Entschieden wird wohl im April

Am Dienstagabend stellten sich alle drei Bundestagsaspiranten dem CDU-Kreisvorstand im Hochsauerland in einer Videokonferenz vor. Eingeweihte Partei-Granden erwarteten, dass der junge Bewerber Schulte seine Kandidatur in den nächsten Tagen zurückziehen und Merz unterstützen werde, nachdem sich dieser nun erklärt hat.

Die Entscheidung, wer als CDU-Kandidat im Hochsauerlandkreis bei der Bundestagswahl im September antreten wird, dürfte aber letztlich erst im April fallen. Dann sollen bei einem Präsenzparteitag unter freiem Himmel bis zu 480 Delegierte die Qual der Wahl haben. Als mögliche Veranstaltungsorte sind bereits ein Sportstadion mit überdachter Tribüne im Gespräch - und die Freilichtbühne in Elspe (Kreis Olpe), in der sonst Karl-May-Festspiele mit Cowboys, Indianern samt Showdown in Szene gesetzt werden.

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