Süddeutsche Zeitung

Medienbericht:China jagt Landsleute in den USA

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Washington rügt Peking

Die US-Regierung soll sich in Peking über Agenten beschwert haben, die in die USA geflüchtete Chinesen unter Druckausübung zur sofortigen Rückkehr bewegen wollen. Sie sei zunehmend besorgt über die Präsenz dieser Beamten, die von der chinesischen Regierung entsandt seien und wahrscheinlich als Touristen oder mit Handelsvisa einreisten. In ihrem Bericht beruft sich die New York Times auf US-Regierungsvertreter. Die haben demnach kürzlich chinesische Stellen aufgefordert, diese Praxis einzustellen.

Operation "Fuchsjagd"

Das Thema könne den für September geplanten Besuch von Präsident Xi Jinping im Weißen Haus "komplizieren", hieß es. Zwischen den beiden Staaten gibt es schon länger Spannungen, unter anderem wegen des Verdachts auf chinesische Cyberspionage.

Der Zeitung zufolge handelt es sich um Undercover-Agenten des chinesischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit, das für Strafverfolgung zuständig ist und die sogenannte Operation "Fuchsjagd" leitet. Es geht darum, Chinesen, die sich ins Ausland abgesetzt haben, aufzuspüren und so einzuschüchtern, dass sie wieder zurückkehren. In manchen Fällen gehe es auch darum, unrechtmäßig erworbene Gelder nach China zurückzuholen.

Festnahmen innerhalb von "49 Stunden überall auf der Welt"

Die New York Times zitiert den Leiter der "Operation Fuchsjagd" aus einem früheren Zeitungsbericht mit den Worten: "Sobald wir den Verdacht auf ein Verbrechen haben, jagen wir diejenigen auch im Ausland." Die Agenten sind angeblich überwiegend junge, sehr gut ausgebildete Polizisten. Auf der Webseite des chinesischen Ministeriums hieß es 2014, sie könnten jemanden "innerhalb von 49 Stunden überall auf der Welt" festnehmen.

Die Operation sei Teil des Kampfes gegen Korruption - eine Kampagne, die in China sehr populär sei. Nach Angaben der chinesischen Regierung seien seit vergangenem Jahr 930 Verdächtige zurückgeführt worden. Die Aktivitäten der Agenten, die ihre Zielpersonen beispielsweise mit Drohungen gegen Familienmitglieder in China unter Druck setzten, hätten sich in den USA in den vergangenen Monaten verstärkt.

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