Süddeutsche Zeitung

Berlin-Charlottenburg:Brandanschlag auf Wahlkreisbüro von Familienministerin Paus

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Verletzt wurde niemand, die Grünen sprechen von einem hohen Sachschaden. Am Tatort findet die Polizei das Kürzel "NSU". Es wird ermittelt, ob es einen rechtsextremen Hintergrund gibt.

Auf das Wahlkreisbüro von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) in Berlin-Charlottenburg ist ein Brandanschlag verübt worden. Verletzt wurde dabei niemand, in einer Pressemitteilung sprechen die Grünen von einem hohen Sachschaden in bisher unbekannter Höhe. An einer Baustellenabsicherung vor dem Büro entdeckte die Polizei das Kürzel "NSU", das darauf geschrieben worden sei. Der Leiter des Bundestagsbüros von Paus sagte der Süddeutschen Zeitung, dass die Abkürzung vor der Tat noch nicht bemerkt worden sei. Wegen des Kürzels, das ein Hinweis auf die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" sein könnte, ermitteln nun Polizei und Staatschutz, ob es Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund gibt.

Der NSU ermordete in der Zeit von 2000 bis 2007 acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Menschen sowie eine Polizistin und beging bis zu seiner Selbstenttarnung im Jahr 2011 Bombenanschläge und Bankraube.

Ein Nachbar des Wahlkreisbüros wurde laut dem Büroleiter in der Nacht zum Mittwoch gegen 0.30 Uhr durch das Feuer geweckt. Vor dem Haus in der Windscheidstraße brannte eine Holzbank, später griffen die Flammen auch auf den Fensterrahmen über. In dem Büro arbeitete zu diesem Zeitpunkt noch ein Wahlkreismitarbeiter. "Wer das getan hat, muss ihn gesehen haben", sagte Paus Büroleiter.

Ministerin Paus twitterte Fotos und schrieb: "Gestern Nacht gab es einen Brandanschlag auf das gemeinsame Büro von @Gruene_CW und mir. Der Staatsschutz ermittelt. Der Schock sitzt tief, aber wir lassen uns nicht einschüchtern!" Die Fotos zeigen eine verkohlte Bank aus Holzpaletten und die angebrannte Fensterscheibe.

Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) schrieb: "Das ist furchtbar, liebe Lisa. Gott sei Dank, ist niemandem etwas passiert." Bei Twitter meldeten sich mehrere Berliner Landespolitiker, die ihre Solidarität ausdrückten. Die Grünen im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, die das Büro ebenfalls nutzen, teilten mit: "Die Tat geht über Parteigrenzen hinaus und ist als Anschlag auf unser demokratisches System zu verurteilen."

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