Süddeutsche Zeitung

Lafontaine vor Comeback bei der Linken:Tröster von der Saar

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Das politische Vermächtnis Oskar Lafontaines steht auf dem Spiel. Seine Partei ist in Umfragen bedrohlich nah an die Fünf-Prozent-Grenze gerutscht. Doch die großen Probleme der Linken kann auch Lafontaine nicht wegzaubern. Was der Rückkehrer zu bieten hat, ist Trost. Nicht Rettung.

Daniel Brössler

Die Floskel, niemand sei unersetzlich, hat sich Oskar Lafontaine bei seiner Abschiedsrede als Vorsitzender der Linken im vergangenen Jahr gespart. Das war nur ehrlich, denn Lafontaine glaubte vermutlich am allerwenigsten, dass er zu ersetzen sein könnte. In dieser Hinsicht darf sich der Saarländer mittlerweile bestätigt fühlen, allerdings zu einem hohen Preis.

Sein politisches Vermächtnis, eine gesamtdeutsche Linke in Konkurrenz zur SPD, steht auf dem Spiel. Mit Gesine Lötzsch und Klaus Ernst an der Spitze ist die Partei in Umfragen bereits bedrohlich nah an die Fünf-Prozent-Grenze gerutscht. Wenn nun einige in der Linkspartei rufen, Lafontaine möge es wieder richten, ist das nicht wirklich überraschend, aber auch nicht wirklich überzeugend.

Die großen Probleme der Linken konnte und kann auch Lafontaine nicht wegzaubern. Es sind die drei großen P: Personal, Positionierung und Parteibildung. Von Lafontaine und Gysi abgesehen, fehlt es der Linken an Persönlichkeiten, die in der Partei Autorität und außerhalb der Partei Popularität genießen. 2013 wird Gysi 65, Lafontaine 70 Jahre alt sein.

Müsste die Linke eingestehen, dass sie nur mit zwei Senioren Wahlen gewinnen kann, grenzte das an Selbstaufgabe. Immer noch unbestimmt ist auch der Platz der Linken im Parteiengefüge. Das erleichtert es SPD und Grünen, die Linke überflüssig aussehen zu lassen. Nicht gelungen ist es bisher zudem, aus Ost und West eine vereinte Partei zu bilden.

Als Vorsitzender war Lafontaine stets gut darin, solche Probleme zu überstrahlen. Das kann er auch heute noch. Nur die Linke, sagt er, habe die richtige Antwort auf die Finanzkrise. Das hört das Parteivolk gern. Was Lafontaine zu bieten hat, ist Trost. Nicht Rettung.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2011
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