Süddeutsche Zeitung

Krieg in Syrien:Angreifer setzen Evakuierungs-Busse nahe Aleppo in Brand

Lesezeit: 2 min

Angreifer haben in zwei umkämpften syrischen Dörfern mehrere Busse in Brand gesteckt, die für die Rettung Verletzter und Kranker vorgesehen waren. Das syrische Staatsfernsehen berichtete, es handle sich bei den Tätern um "bewaffnete Terroristen" - so bezeichnet das Regime von Baschar al-Assad sämtliche aufständischen Kämpfer.

Einige Busse und Krankenwagen hätten den Eingang der schiitisch geprägten Dörfer al-Fua und Kefraja in der Provinz Idlib zwar erreicht, die Einfahrt sei dort jedoch von Rebellen der früheren Al-Nusra-Front versperrt worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen Organisation sind kaum zu überprüfen. Ein Korrespondent der Agentur AFP beobachtete, wie rund zwei Dutzend Bewaffnete Busse stoppten, die auf dem Weg in die Dörfer waren. Sie zwangen die Fahrer zum Aussteigen, beschossen die Fahrzeuge und setzten mindestens fünf Busse in Brand.

15 000 Menschen harren bei Eiseskälte ihrer Rettung aus Ost-Aleppo

Der Angriff droht die ohnehin gefährdete Fortsetzung der Evakuierung von Ost-Aleppo zu verzögern: Zivilisten und verbliebene Kämpfer dürfen die zerstörte Metropole nach den Bedingungen der syrischen Regierung nur verlassen, wenn auch Menschen aus al-Fua und Kefraja gebracht werden. Beide Dörfer sind von Rebellen belagert. Sobald die Bewohner sicher in Gebieten unter Regierungskontrolle angekommen seien, würden weitere Menschen aus Ost-Aleppo herausgebracht. Dort sind nach Angaben des UN-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura noch 40 000 Menschen eingeschlossen.

In der einstigen Großstadt hatten sich in der Nacht rund 15 000 Menschen auf einem zentralen Platz versammelt, um die Fortsetzung der Rettungstransporte abzuwarten. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt verbrachten viele die Nacht im Freien, Beobachtern zufolge hatten sie weder Trinkwasser noch Lebensmittel zur Verfügung.

Frankreich legt UN-Resolution zur Entsendung von Beobachtern vor

Nach einiger Verzögerung war am Donnerstag eine mühsam ausgehandelte Evakuierungsaktion aus Ost-Aleppo angelaufen. Mehrere Konvois mit rund 8500 Menschen gelangten aus der zerstörten Stadt, darunter nach Angaben von Aktivisten rund 3000 Kämpfer. Am Freitag hatte Russland, Assads wichtigster Verbündeter, erklärt, die Rettungsaktion sei beendet. Die syrische Regierung sprach lediglich von einer Unterbrechung.

Der UN-Sicherheitsrat will am Sonntag über einen Resolutionsentwurf Frankreichs abstimmen, der den Einsatz von UN-Beobachtern bei der Evakuierung Ost-Aleppos ermöglichen soll. Es wird erwartet, dass Russland als Regime-Verbündeter die Entscheidung kraft seines Veto-Rechts blockiert. Am Dienstag will der russische Außenminister Sergej Lawrow mit seinen Amtskollegen aus Iran und der Türkei über die Lage in Syrien beraten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3300362
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/rtr/kna/ees
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.