Süddeutsche Zeitung

Krieg in Jemen:Die Welt muss den Saudis in den Arm fallen

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Wenn Kinder die Zukunft sind, sieht es um die Zukunft Jemens entsetzlich aus. Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition wütet im Land und muss aufgehalten werden.

Kommentar von Stefan Ulrich

Alle Staaten der Welt - außer den USA - sind der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen beigetreten. Darin steht, dass die Staaten "das Überleben und die Entwicklung des Kindes" gewährleisten müssen.

Papier ist geduldig. Und besonders geduldig ist dieses Papier in Jemen. Dort werden zahlreiche Kinder von Bomben getötet, verstümmelt, traumatisiert. Der Bürgerkrieg im ärmsten Land Arabiens, in dem etliche ausländische Mächte mitfeuern, hat Jemen zum Inferno gemacht, besonders für die Schutzbedürftigsten, die Kinder.

Acht Millionen Mädchen und Jungen sind unterernährt, das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Österreichs. Unzählige können nicht zur Schule gehen, leiden an Cholera, leben in ständiger Angst. Die Wunden, die diesen Kindern geschlagen werden, wirken weiter. Wenn Kinder die Zukunft sind, sieht es um die Zukunft Jemens entsetzlich aus.

Der Boden wird bereitet für einen gescheiterten Staat, in dem allenfalls Terrortruppen gedeihen

Die UN bezeichnen diesen Konflikt, bei dem sich Saudi-Arabien und Iran einen Stellvertreterkrieg liefern, als "schwerste humanitäre Krise der Gegenwart". Menschenrechtler sprechen von einer "verlorene Generation". Doch das Mitgefühl der Welt ist ungerecht verteilt.

Aus dem Jemen kommen kaum Flüchtlinge nach Europa. Das Land ist arm an Bodenschätzen. Und die Kriegslage ist so verworren, dass sich kaum einer damit befassen möchte. Nur wenn, wie am Donnerstag, eine besonders furchtbare Nachricht aufblitzt, schaut die Welt kurz hin. Luftangriff auf Schulbus. Zerfetzte Kinder. Wie schrecklich!

Die Luftschläge der von Saudi-Arabien geführten Koalition zertrümmern ein ganzes Land. Sie töten zahlreiche Zivilisten, vernichten die Infrastruktur, rauben die Zukunft. Und sie bereiten den Boden für einen gescheiterten Staat, in dem allenfalls Terrorgruppen gedeihen. Man kann streiten, ob und wann Kriege verhältnismäßig sind. Dieser ist es jedenfalls nicht mehr. Auch das Ziel, Iran einzudämmen, rechtfertigt es nicht, einem ganzen Volk die Lebensgrundlagen zu zerschlagen.

Die Welt muss den Saudis in den Arm fallen. Sie muss sie durch politischen Druck, die Einrichtung eines Kriegsverbrechertribunals und notfalls mit Sanktionen zwingen, in Jemen das Völkerrecht einzuhalten und die Kinder zu schonen. Solange Saudi-Arabien so wütet, sollte es keine Waffen mehr bekommen. Und die USA dürfen Luftangriffe, bei denen so viele Zivilisten sterben, nicht weiter unterstützten.

Kinder müssen "vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder Misshandlung" geschützt werden. So steht es in der Kinderrechtskonvention. Nehmen wir sie endlich ernst!

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