Süddeutsche Zeitung

Krieg in Afghanistan:USA streben Verhandlungen mit Taliban an

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Pentagon-Chef Robert Gates hält noch in diesem Jahr Gespräche mit den Aufständischen in Afghanistan für möglich. Überschattet werden die Friedenssignale von der Welle der Gewalt am Hindukusch: Erneut kamen bei einem Bombenanschlag vier Nato-Soldaten ums Leben.

US-Verteidigungsminister Robert Gates hält politische Gespräche mit den radikal-islamischen Taliban noch in diesem Jahr für möglich. Sollten die US-geführten Nato-Truppen in Afghanistan weiterhin militärisch vorankommen und Druck auf die Aufständischen ausüben, könne diesen Winter vielleicht "die Möglichkeit einer Art politischer Gespräche oder Versöhnung" an Form gewinnen, sagte Gates am Samstag auf einer Sicherheitskonferenz in Singapur.

Die Taliban müssten aber ihre Verbindungen zu al-Qaida kappen, sich zur afghanischen Verfassung bekennen und ihre Waffen niederlegen. Wenn sie diese Bedingungen erfüllten, "können sie potenziell eine politische Rolle in der Zukunft des Landes erhalten."

Zunahme der Gewalt überschattet Versöhnungsbemühungen

Es war das bislang deutlichste Signal dafür, dass womöglich hinter den Kulissen Bemühungen um eine Versöhnung stattfinden. Aus mehreren Ländern war zuletzt zu vernehmen, dass es Kontakte zu den Taliban gegeben haben soll, von einem Friedensprozess aber noch keine Rede sein könne.

Die USA wollen im Juli mit dem Abzug von Soldaten beginnen und die Verantwortung für die Sicherheitslage schrittweise bis 2014 an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Allerdings hat die Gewalt am Hindukusch zuletzt so sehr zugenommen wie seit Jahren nicht mehr - darunter auch in einst relativ friedlichen Regionen wie dem Norden, in dem die Bundeswehr stationiert ist.

Nachdem dort in den vergangenen zwei Wochen bei mehreren Anschlägen vier deutsche Soldaten getötet worden waren, sind am Samstag im Osten Afghanistans erneut vier Nato-Soldaten bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Die Mitglieder der internationalen Schutztruppe Isaf seien getötet worden, als ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz explodiert sei, teilte das Militärbündnis mit. Der Vorfall habe sich Nahe der Grenze zu Pakistan ereignet. Dort sind vornehmlich US-Soldaten im Einsatz.

Im Mai begannen die radikal-islamischen Taliban eine Frühjahrsoffensive. Seitdem starben in Afghanistan 57 ausländische Soldaten, mindestens 220 wurden bislang in diesem Jahr insgesamt am Hindukusch getötet.

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