Süddeutsche Zeitung

Krieg in Afghanistan:Mindestens 20 Zivilisten in Kundus bei Nato-Luftangriff getötet

Lesezeit: 1 min

Bei Luftangriffen auf die nordafghanische Provinz Kundus sind nach Behördenangaben mehr als 20 Zivilisten getötet worden. Das teilten mehrere Mitglieder der Provinzregierung mit.

Die Nato hatte in der Nacht Angriffe auf Stellungen der Taliban geflogen. Auf Twitter bestätigte die Mission "Resolute Support" (RS) den Einsatz. US-Einheiten hätten Angriffe geflogen um verbündete Kräfte zu unterstützen, heißt es dort. Die Nato kündigte interne Ermittlungen zu möglichen getöteten Zivilisten an.

Krankenhäuser behandeln Verletzte

Unter den 24 Opfern seien auch Frauen, Kinder und alte Männer, sagte ein Sprecher der Provinzregierung. Zudem seien Dutzende Menschen verletzt worden und in Krankenhäuser eingeliefert worden. Andere Quellen sprachen von bis zu 31 Toten, darunter sollen auch mindestens zwei Kommandeure der Taliban sein. Der Polizeichef von Kundus berichtete von Dutzenden getöteten Talibankämpfern. Zahlreiche Angehörige brachten die Leichen ihrer getöteten Kinder zum Gouverneurssitz in der Provinzhauptstadt Kundus, um ihren Protest gegen den Angriff auszudrücken.

Es ist unklar, ob die afghanischen Streitkräfte auch an den Angriffen aus der Luft beteiligt waren. Nato-Luftangriffe werden üblicherweise von den US-Streitkräften durchgeführt. Die USA sind in Afghanistan in diesem Jahr etwa 700 Luftangriffe auf Stellungen der Taliban sowie der Terrormiliz Islamischer Staat geflogen.

US-Soldaten bei einem Einsatz in Kundus getötet

Offen ist, ob auch zwei US-Soldaten bei diesem Angriff ums Leben kamen. Am Morgen hatten die US-Streitkräfte gemeldet, dass bei einem Einsatz in Kundus zwei Soldaten getötet worden seien. Die Männer seien als Berater und Ausbilder an einer Operation in der Region beteiligt gewesen. Weitere Details zu dem Vorfall sind bislang nicht bekannt.

Bis zu ihrem Abzug Ende 2013 war auch die deutsche Bundeswehr in Kundus stationiert. Ende 2014 wurde die Verantwortung für die Region von der Nato in die Hände von afghanischen Sicherheitskräften übergeben. Die Aufgabe der verbleibenden Nato-Truppen beschränkt sich seither auf die Ausbildung, Beratung und Unterstützung von Anti-Terror-Einsätzen.

Die Region um Kundus ist zunehmend instabil. Im Oktober hatten die Taliban zum zweiten Mal versucht, die Hauptstadt der Provinz einzunehmen. Seither kommt es immer wieder zu schweren Gefechten zwischen der afghanische Armee und den Taliban.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3234129
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/AP/AFP/rtr/lkr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.