Süddeutsche Zeitung

Vorwürfe:Energieminister von Katar wettert gegen Habeck und Faeser

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Saad Sherida Al-Kaabi behauptet, den deutschen Wirtschaftsminister hätte das Thema Menschenrechte bei Gesprächen über Gaslieferungen nicht interessiert. Dass die Bundesinnenministerin die "One Love"-Binde trug, findet der Katarer respektlos.

Seit Dienstag steht fest: Deutschland bekommt von 2026 an Flüssigerdgas aus Katar. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern waren jedoch zuletzt angespannt. In Katar kommt es nicht gut an, dass das Emirat in Deutschland wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht.

Vor allem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird im Golfstaat wegen seiner Kritik an der Fußball-WM mit großen Vorbehalten gesehen. In einem Bild-Interview sagt jetzt Katars Energieminister Saad Sherida al-Kaabi: " Als er hier in Katar war, war das einzige, worüber er gesprochen hat, ob wir mehr Gas liefern können." Bild schreibt jedoch, dass eine Sprecherin von Habeck der Darstellung widersprochen habe. Der Minister habe in Katar "auch die Frage von Menschenrechten und gesellschaftlichen Werten thematisiert".

Zu Habecks Aussage, dass die WM-Austragung nur durch Korruption erklärt werden könne, sagt der Energieminister: "Wenn man jemanden der Korruption beschuldigt, muss man Beweise vorzeigen. Man ist juristisch haftbar, wenn man sagt, dass jemand korrupt ist." Habeck solle "mehr Respekt vor Katar und der katarischen Bevölkerung haben", fordert al-Kaabi.

Habecks Partei, den Grünen, wirft der Energieminister eine Blockade-Haltung vor. Seit Jahren habe Katar versucht, Gas nach Deutschland zu bringen. Wegen des "Grünen-Drucks" habe die Bundesrepublik in den vergangenen Jahren aber kein LNG und kein Gas gewollt. Nun habe die Bundesregierung wegen des Ukraine-Kriegs "eine 180-Grad-Wende hingelegt".

Auch der Auftritt von Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit der vom Fußball-Weltverband Fifa verbotenen "One Love"-Binde beim WM-Auftaktspiel der deutschen Mannschaft stieß in Katar auf kritische Reaktionen. Der Energieminister sagt dazu zu Bild: "Ich glaube nicht, dass es von Menschen begrüßt wurde. Wenn ich als Regierungsvertreter ein anderes Land besuche und weiß, dass das Land von einer speziellen Geste angegriffen ist, dann würde ich das respektieren."

Der Energieminister von Katar macht deutlich, dass sich in seinem Land nichts ändern werde. Zum Thema LGBTQ sagt er: "Aber wenn Sie mich ändern wollen, damit ich sage, dass ich an LGBTQ glaube, dass meine Familie LGBTQ sein soll, dass ich LGBTQ in meinem Land akzeptiere, dass ich meine Gesetze verändere und die islamischen Gesetze ändere, um den Westen zufriedenzustellen, ist das nicht akzeptabel."

Trotz der Vorwürfe gegen Habeck und Faeser findet al-Kaabi: "Wir haben gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen und zur deutschen Regierung." Katars Staatskonzern Qatar Energy sei mit deutschen Unternehmen über weitere Gaslieferungen im Gespräch.

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