Süddeutsche Zeitung

Juncker in Großbritannien:"Mit Theresa May kann ich sehr gut"

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Dass Details über das verunglückte Brexit-Dinner mit der Premierministerin bekannt wurden, sei ein schwerer Fehler gewesen, sagt Juncker. Der EU-Kommissionschef selbst habe freilich nichts falsch gemacht.

Was bei einem Abendessen gesprochen wird, dessen Teilnehmer sich mit Wangenkuss begrüßt haben, muss nicht unbedingt die ganze Welt erfahren. Immerhin darin waren sich die beiden Beteiligten jenes missglückten Brexit-Dinners in London vorgeblich einig. Doch dann berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung detailreich darüber: Er verlasse die Downing Street "zehnmal skeptischer als zuvor", soll der Gast, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der Gastgeberin und britischen Premierministerin Theresa May an den Kopf geworfen haben.

Sie hat sich offenbar die Scheidung Großbritanniens von der Europäischen Union wesentlich einfacher und vorteilhafter für ihr Land vorgestellt als die übrigen Mitgliedsstaaten. May soll Juncker auch bestätigt haben, er werde noch merken, dass sie eine "verdammt schwierige Person" sein könne. Der Bericht wurde von May zwar als "Brüsseler Gerede" abgetan, das nichts mit der Realität zu tun habe - und auch Juncker sprach öffentlich von einem Dinner "in freundlicher Atmosphäre, und damit meine ich nicht das Essen".

Die Veröffentlichung, die von London als Indiskretion ausgelegt wurde, hat dem EU-Kommissionspräsident aber doch Ärger bereitet. "Die Tatsache, dass aus diesem Gespräch berichtet wurde", sei "ein schwerwiegender Fehler" gewesen, sagte Juncker im Gespräch mit dem Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart - und zwar "unabhängig von der Zuordnung der Teilnehmer an diesem Abendessen". Darin steckt offensichtlich ein Seitenhieb auf seinen deutschen Kabinettschef Martin Selmayr, der des Leaks verdächtigt wurde. Denn nur er war als weiterer Vertreter der EU bei dem Essen dabei gewesen; May hatte ihrerseits einen Berater mitgebracht.

Juncker selbst habe hingegen nichts falsch gemacht, da ist er sich sicher. "Ich bin in Sachen Selbstkritik sehr begabt, aber diese möchte ich mir nicht aufhalsen", erklärte er auf die Frage, ob er an dem schwerwiegenden Fehler beteiligt gewesen sei. Überhaupt - dem Verhältnis zur britischen Premierministerin habe der Vorfall nicht geschadet: "Mit Theresa May kann ich sehr gut", versicherte er. Und setzte dann nach: "Sie ist eine toughe Lady."

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