Süddeutsche Zeitung

Israel und Türkei:TV-Serie sorgt für Eklat

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Im türkischen Fernsehen werden israelische Soldaten martialisch als Kindsmörder dargestellt - für Jerusalems Außenminister Avigdor Lieberman Hetze auf der "schlimmsten Stufe".

Aus Empörung über eine türkische Fernsehserie hat der israelische Außenminister Avigdor Lieberman den Botschafter Ankaras einbestellt. Eine im türkischen staatlichen Fernsehen ausgestrahlte Serie stifte zum "Hass gegen Israel" an, erklärte das israelische Außenministerium in Jerusalem.

Die Serie stelle israelische Soldaten als Mörder palästinensischer Kinder dar und habe mit der Realität nichts zu tun. Minister Avigdor Lieberman erklärte, bei dem Programm handele es sich um Hetze auf "der schlimmsten Stufe".

Todesszene in Zeitlupe

Das israelische Fernsehen zeigte einen Ausschnitt, in dem ein als israelischer Soldat verkleideter Schauspieler ein lächelndes junges Mädchen erschießt.

Der israelische Soldatensender berichtete, die Sendung über eine palästinensische Familie sei am Dienstag auf dem türkischen Sender TRT-1 ausgestrahlt worden. Dabei sei auch gezeigt worden, wie israelische Soldaten ein neugeborenes Kind getötet hätten.

Eine andere Szene zeigt in Zeitlupe die Kugel eines Soldaten, die mit voller Wucht einen kleinen Palästinenser trifft. Solch eine Serie sei "noch nicht einmal in einem (mit Israel) verfeindeten Land angebracht", erklärte das israelische Außenministerium. Erst recht gelte das für ein Land, das diplomatische Beziehungen zu Jerusalem unterhalte.

Die Türkei galt seit einem Militärabkommen im Jahr 1996 als enger Verbündeter Israels. Nach der Gaza-Offensive zum Jahreswechsel verschlechterten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten jedoch zusehends. Die Türkei, ein Land mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung, unterhält auch enge Verbindungen zu den Palästinensern.

Erst in der vergangenen Woche sagte die Türkei eine Luftwaffenübung der Nato wegen der geplanten Beteiligung Israels ab.

Allerdings sagte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak, die Absage bedeute nicht, dass sich die langfristigen Beziehungen zwischen den beiden Staaten verschlechterten.

Wenn er sich damit nicht irrt: Erst an diesem Dienstag hat Ankara die Planungen für ein Groß-Manöver mit Israels Erzfeind Syrien verkündet.

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AP/AFP/odg
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