Süddeutsche Zeitung

Islamischer Staat:Vermisste 16-Jährige aus Sachsen im Irak aufgegriffen

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Seit Linda W. vor etwas mehr als einem Jahr verschwand, wird vermutet, dass sie sich der Terrormiliz Islamischer Staat angeschlossen hat. Das Mädchen aus Pulsnitz bei Dresden soll zum Islam konvertiert sein und mit IS-Anhängern gechattet haben. Flugtickets deuteten darauf hin, dass sie nach Istanbul gereist war.

Jetzt scheint es zumindest Klarheit über ihren Aufenthaltsort zu geben. Linda W. werde von der deutschen Botschaft im Irak konsularisch betreut, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft mit. Weitere Angaben machte die Behörde aber nicht. Damit bleibt weiter unklar, ob die heute 16-Jährige zu den IS-Anhängerinnen gehörte, die Anfang der Woche in einem Tunnel in Mossul von irakischen Soldaten aufgegriffen wurden. Einige der Festgenommenen trugen Sprengstoffwesten oder Waffen bei sich. Gegen die 16-Jährige läuft in Deutschland bereits ein Verfahren wegen des Verdachts der Aufnahme von Beziehungen zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Von der Festnahme kursierten Bilder des irakischen Militärs in sozialen Netzwerken, die eine Teenagerin mit hellem Haar zeigen. Bei näherem Hinsehen hat sie Ähnlichkeit mit der vermissten Deutschen. Der Dresdner Oberstaatsanwalt Lorenz Haase hatte nach der Festnahme erklärt, es gebe Hinweise darauf, dass Linda W. Teil der Frauengruppe gewesen sei.

Einem Medienbericht zufolge sitzen im Irak sitzen vier deutsche Frauen in Haft

Dies wurde vom irakischen Militär dementiert. Alle Frauen seien älter als 30 Jahre, sagte ein Offizier der irakischen Anti-Terror-Einheiten der Nachrichtenagentur dpa. Bei ihnen handele es sich um Kämpferinnen, die andere ausgebildet und für die IS-Polizei gearbeitet hätten.

Nach Informationen des Spiegel sitzen im Irak insgesamt vier deutsche Frauen in Haft, die sich in den vergangenen Jahren der IS-Miliz angeschlossen hatten und nach der Befreiung Mossuls gefasst wurden. Am Donnerstag hätten deutsche Diplomaten die Frauen in einem Gefängnis am Flughafen von Bagdad besuchen können, nach einer ersten Einschätzung gehe es ihnen den Umständen entsprechend gut. Eine der Deutschen habe marokkanische Wurzeln. Eine andere stamme offenbar aus Tschetschenien, habe aber einen deutschen Pass.

Das Auswärtige Amt lehnte am Samstag eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. In der vergangenen Woche hatte das Ministerium erklärt, es stehe mit den irakischen Behörden in Kontakt und sei bemüht, rasch substanzielle Auskünfte zu den Personen zu erhalten.

Nach monatelanger Großoffensive hatte die irakische Regierung vor gut zwei Wochen den Sieg über die IS-Miliz im nordirakischen Mossul verkündet. Die Dschihadisten hatten die Stadt 2014 überrannt und in den von ihnen eroberten Gebieten im Irak und in Syrien ein "Kalifat" ausgerufen.

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