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Iran: Opposition geht auf die Straße:Grünes Lebenszeichen

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Die Opposition in Iran hat die Proteste zum 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft genutzt, um wieder auf die Straße zu gehen. Sicherheitskräfte schritten prompt ein. Schüsse fielen.

Bei den ersten öffentlichen Protesten der Opposition in Iran seit mehreren Wochen ist es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und der Polizei gekommen. Dabei schossen Sicherheitskräfte nach Darstellung einer oppositionsnahen Internet-Site bei einer Versammlung zum 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft auf einem zentralen Platz in Teheran in die Menge. Einige Menschen seien verletzt worden, hieß es weiter. Auch der Fernsehsender CNN berichtet von mindestens zwei schweren Zusammenstößen.

Hunderte Anhänger des Oppositionsführers Mir Hussein Mussawi versammelten sich im Zentrum der iranischen Hauptstadt. Ihnen standen mehrere tausend Sicherheitskräfte gegenüber, die eine Versammlung der Opposition verhindern wollten.

Im Video: In der iranischen Hauptstadt ist es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und der Polizei gekommen. Dabei schossen Sicherheitskräfte nach Darstellung einer oppositionellen Website in die Menge.

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Augenzeugen berichteten, Sicherheitskräfte seien mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorgegangen, die "Tod den Diktatoren" skandiert hätten. Es habe mindestens fünf Festnahmen gegeben.

In der Islamischen Republik hatte es nach der Wiederwahl Ahmadinedschads im Juni die schwersten Unruhen seit drei Jahrzehnten gegeben. Milizen und Revolutionsgarden schlugen die Proteste der Opposition, die der Regierung Wahlbetrug vorwirft, gewaltsam nieder. Tausende Menschen wurden verhaftet, mehrere getötet.

Die Oppositionschefs Mussawi und Mehdi Karubi hatten ihre Anhänger nun zu der Demonstration gegen die iranische Führung und Präsident Mahmud Ahmadinedschad aufgerufen.

Genehmigt waren allerdings lediglich anti-amerikanische Demonstrationen vor der ehemaligen amerikanischen Botschaft . Mit diesen Protesten wird jedes Jahr am 4. November 1979 an die Erstürmung der Botschaft durch radikale Studenten in Folge der Islamischen Revolution erinnert. Damals wurden 52 US-Bürger 444 Tage lang als Geiseln gehalten.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Iran liegen seither auf Eis, doch der jungen Islamischen Republik halfen die Ereignisse seinerzeit, ihre politische Identität zu formen.

US-Präsident Barack Obama sagte, die Ereignisse vor 30 Jahren hätten die beiden Länder auf einen "Pfad der anhaltenden Verdächtigungen, des Misstrauens und der Konfrontation" geführt. Heute gelte es, diesen Weg zu verlassen.

Seine Regierung strebe Beziehungen auf der Grundlage des gegenseitigen Interesses und des wechselseitigen Respekts an. "Jetzt ist es für die iranische Regierung an der Zeit zu entscheiden, ob sie sich weiter auf die Vergangenheit konzentrieren will oder ob sie die Entscheidungen trifft, die die Tür zu mehr Chancen, Wohlstand und Gerechtigkeit für ihr Volk öffnet."

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