Süddeutsche Zeitung

Naher Osten:Irakisches Militär dementiert Berichte über Luftangriff in Taji

Lesezeit: 2 min

Das irakische Militär dementiert, dass am frühen Samstagmorgen ein Luftangriff auf einen Sanitäterkonvoi in Taji stattgefunden habe. Zuvor hatten die irakischen Volksmobilisierungskräfte (PMF), eine Dachorganisation paramilitärischer Einheiten, erklärt, dass ein gegen ihre Kämpfer gerichteter Luftangriff einen Sanitäterkonvoi getroffen habe. Später hieß es dann in einer weiteren Erklärung der PMF, dass kein Sanitäterkonvoi in Taji angegriffen worden sei.

Auch die USA bestätigten die Berichte über einen weiteren Luftschlag nicht. Der New York Times zufolge sagte ein Sprecher des US-Militärs, ihm sei nichts über neue Einsätze im Irak bekannt.

Unter anderem das irakische Staatsfernsehen hatte am Morgen berichtet, nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad habe es einen weiteren US-Luftangriff auf Fahrzeuge gegeben. Es werde davon ausgegangen, dass in den Fahrzeugen hochrangige Mitglieder schiitischer, von Iran unterstützter Milizen gewesen seien, berichtete die Webseite Al-Sumaria unter Berufung auf Sicherheitskreise. Bei den Milizen handele es sich um Volksmobilisierungseinheiten von Al-Hadsch al-Schaabi. Der Angriff habe im Bezirk Tajii nördlich von Bagdad stattgefunden.

Noch am Morgen hieß es aus irakischen Militärkreisen, bei dem mutmaßlichen US-Luftangriff seien sechs Menschen getötet und drei schwer verletzt worden. Al Jazeera zufolge kamen bei dem mutmaßlichen US-Luftangriff keine hochrangigen Mitglieder der Miliz ums Leben. Doch seien Sanitäter unter den Opfern.

In der Nacht auf Freitag war der hochrangige iranische General Qassem Soleimani bei einem US-Raketenangriff nahe dem Flughafen von Bagdad getötet worden. Das US-Verteidigungsministerium hatte mitgeteilt, der Angriff sei auf Anweisung von Präsident Donald Trump erfolgt, um weitere Angriffe auf US-Diplomaten und Einsatzkräfte zu verhindern.

Trump selbst rechtfertigte die Tötung Soleimanis damit, dieser habe "unmittelbare und böse" Angriffe auf US-Soldaten und Militärangehörige geplant. Die USA hätten gehandelt, um einen Krieg zu stoppen, nicht um einen Krieg zu beginnen, sagte der US-Präsident vor Journalisten bei einem Wahlkampfauftritt in Florida.

Ex-Vizepräsident Biden kritisiert Tötung Soleimanis

Führende US-Demokraten hatten den Angriff auf Soleimani zuvor scharf verurteilt. "Präsident Trump hat gerade eine Stange Dynamit in ein Pulverfass geworfen", sagte unter anderem der ehemalige Vize-Präsident Joe Biden. Die Senatorin Elizabeth Warren erklärte: "Wir stehen auf der Schwelle zu noch einem Krieg im Nahen Osten." In den USA finden im November Präsidentschafts- und Kongresswahlen statt. Die Vorwahlen beginnen im kommenden Monat.

Nachdem das amerikanische Außenministerium US-Bürger bereits aufgefordert hatte, Irak wegen der angespannten Situation zu verlassen, zog nun das kanadische Außenamt nach. Die kanadische Regierung twitterte, Bürger sollten das Land verlassen, falls das sicher möglich sei. Grund sei eine gestiegene Gefahr von Terroranschlägen und "Angriffen auf westliche Interessen" nach der Tötung von General Soleimani.

Auch die US-Fußball-Nationalmannschaft ändert wegen der angespannten Lage ihre Pläne. Eigentlich hätte das Team von Sonntag an für etwa drei Wochen in Katar trainieren sollen. "Aufgrund der sich entwickelnden Lage in der Region" sei das Trainingslager jedoch abgesagt worden, teilte der US-Fußballverband mit.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4745297
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/rtr/dpa/mxm
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.