Süddeutsche Zeitung

Corona:Britische Regierung verteidigt ihr Krisenmanagement

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Gesundheitsminister Hancock weist ein Versagen im Kampf gegen Corona von sich. Ex-Premierberater Cummings hatte schwere Vorwürfe erhoben.

Von Alexander Mühlauer, London

Die britische Regierung hat die Vorwürfe des früheren Chefberaters von Premier Boris Johnson zur Corona-Politik zurückgewiesen. "Diese haltlosen Anschuldigungen sind nicht wahr", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Donnerstag im Unterhaus. Seit Beginn der Pandemie frage er sich jeden Tag, was er tun könne, um Leben zu schützen. Was die Regierung im Kampf gegen das Coronavirus getan habe, sei "beispiellos in jüngerer Zeit", erklärte Hancock. Die Regierung werde ihre Arbeit weiterhin offen und transparent verrichten.

Johnsons Ex-Berater Dominic Cummings hatte am Mittwoch in einer mehr als siebenstündigen Anhörung vor einem Sonderausschuss des Parlaments schwere Anschuldigungen erhoben. Er bezeichnete den Premier als unfähig und warf dem Gesundheitsminister vor, mehrfach die Unwahrheit gesagt zu haben. Aus Sicht von Cummings hat vor allem Hancock im Kampf gegen die Pandemie versagt, etwa bei der Beschaffung von Schutzausrüstung für medizinisches Personal. Statt zu seinen Fehlern zu stehen, habe Hancock versucht, andere dafür verantwortlich zu machen.

Der Gesundheitsminister ging auf Cummings' Vorwürfe nicht direkt ein. Auf die Frage von Abgeordneten, ob es stimme, dass er Corona-Patienten in Krankenhäusern zurück in Pflegeheime geschickt habe, ohne sie zu testen, antwortete Hancock eher allgemein. Er sagte, insbesondere zu Beginn der Pandemie seien viele Eigenheiten des Virus noch nicht bekannt gewesen. Die Regierung sei aber stets dem Rat der Wissenschaft gefolgt, erklärte Hancock.

Angesprochen auf Cummings' Vorwürfe, sagte Boris Johnson am Rande eines Krankenhausbesuchs im englischen Colchester, dass "einige Kommentare, die ich gehört habe, keinen Bezug zur Realität haben". Die Regierung habe "eine ungemein schwierige Reihe von Entscheidungen" treffen müssen. Lockdowns mit Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen seien "sehr schmerzhaft, eine traumatische Erfahrung". Und dann fügte der Premier mit Blick auf den nationalen Gesundheitsdienst NHS noch hinzu: "Zu jedem Zeitpunkt wurden wir von der Überzeugung geleitet, Leben zu schützen, Leben zu retten und sicherzustellen, dass der NHS nicht überlastet ist."

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