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Großbritannien:Johnson verzichtet auf Kandidatur

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Der frühere britische Premier strebt doch kein Comeback an. Ex-Finanzminister Rishi Sunak erklärt als Favorit für die Nachfolge von Liz Truss offiziell seine Kandidatur.

Im Wettbewerb um das britische Premierministeramt schält sich der frühere Finanzminister Rishi Sunak als Favorit der Unterhausfraktion der Konservativen Partei heraus. Nach inoffiziellen Zählungen haben sich 139 der 357 Tory-Abgeordneten für Sunak öffentlich ausgesprochen. Er erklärte am Sonntag offiziell seine Kandidatur. Er wolle das Land mit "Integrität und Professionalität" durch die Krise führen, schrieb Sunak auf Twitter.

Zuvor wurde der Spitzenkandidat vom früheren Premierminister Boris Johnson bedrängt, der am Freitag einen Urlaub abbrach, um in London seine Chance auf eine politische Rückkehr zu prüfen. Am Sonntagabend erklärte Johnson dann, er werde doch nicht erneut für das Amt antreten. "Ich glaube, dass ich viel zu bieten habe, aber leider ist dies wohl nicht die richtige Zeit", schrieb der 58-Jährige in einem Statement. Zuvor behauptete Johnson, er habe 102 Unterstützer gewinnen können - auch wenn Medien wie die BBC nur auf 57 Abgeordnete kamen.

In den letzten Tagen sei er überwältigt gewesen von der Anzahl der Leute, die vorschlugen, er solle erneut die Führung der Tories übernehmen, teilte der Politiker mit. "Ich hätte gute Chancen auf Erfolg in der Parteibasis und könnte womöglich am Freitag zurück in der Downing Street sein." Dennoch sei er zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der richtige Weg sei. "Man kann nicht effektiv regieren, wenn man keine geeinte Partei im Parlament hat." Leider sei keine Einigung mit seinen Rivalen Sunak oder Mordaunt zustande gekommen.

Sunak wollte offenbar eine Kampfabstimmung vermeiden

Nach dem Rücktritt von Premierministerin Liz Truss sammeln die Tories bis Montag, 15 Uhr, Bewerbungen. Kandidat wird nur, wer über mindestens 100 öffentlich erklärte Unterstützungen aus der Unterhausfraktion verfügt. Schafft das nur ein Bewerber, wird er automatisch Premierminister. Gibt es zwei Bewerber, stimmen die Abgeordneten über ihren Favoriten ab. Diese Abstimmung bildet aber nur die Meinung der Parlamentsfraktion ab. Die Entscheidung fällen dann wieder die Parteimitglieder bis kommenden Freitag in einer Urwahl.

Beworben hat sich ebenfalls die Ministerin für Parlamentsfragen, Penny Mordaunt, die beim letzten Führungsrennen Dritte geworden war. Sie verfügt über die wenigsten Unterstützer. Tatsächlich getroffen haben sich Sunak und Johnson, ohne dass Inhalte des Gesprächs an die Öffentlichkeit gelangten. Spekuliert wurde darüber, ob es Absprachen oder Zusagen für mögliche Kabinettsposten gegeben haben könnte. Offensichtlich verfolgte Sunak das Ziel, eine Kampfabstimmung zu vermeiden. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde die Mehrheit der Fraktion für den früheren Schatzkanzler stimmen.

Weitere Details blieben zunächst offen. Johnson war erst vor einigen Wochen nach zahlreichen Skandalen von Amt des britischen Premierministers zurückgetreten. Seine Nachfolgerin Liz Truss wiederum hatte nach nur eineinhalb Monaten nach einer von Finanzmarktturbulenzen und politischen Wirren geprägten Regierungszeit das Handtuch geworfen.

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