Süddeutsche Zeitung

Griechenland:Tsipras definiert Syriza neu

Der griechische Regierungschef drängt seine Widersacher aus der Syriza-Partei. Ihre Ziele sind mit seinen nicht mehr kompatibel, vor allem ihre gespenstische Sehnsucht nach der Drachme.

Kommentar von Mike Szymanski, Istanbul

Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras sucht im Machtkampf in seinem Linksbündnis Syriza eine Entscheidung. Seinen Widersachern, welche die von ihm mit der EU ausgehandelte Sparpolitik nicht mittragen wollen, hat er für diesen Sonntag ein Referendum vorgeschlagen: ihr oder ich. Tsipras will klare Fronten. Die Parteimitglieder könnten so schnell schon entscheiden, ob sie seiner Politik folgen.

Aus seiner Regierung hat Tsipras die Gegner einer neuen Sparrunde schon entfernt. Im Parlament regiert er jedoch weiter ohne eine eigene Mehrheit, weil der linke Syriza-Flügel opponiert. Dessen Anführer, Ex-Minister Panagiotis Lafazanis, ist mit Argumenten und Drohungen nicht auf Linie zu bringen. Er beansprucht die Marke Syriza für sich. Für Tsipras war es also höchste Zeit zu reagieren.

Tsipras kann gelassen in diese Abstimmung gehen - auch in der Syriza-Partei dürfte eine Mehrheit der Mitglieder auf seiner Seite sein. Die Abstimmung kann aus seiner Sicht nur das Ziel haben, die Abweichler aus dem Bündnis zu drängen.

Ihre Ziele sind mit seinen nicht mehr kompatibel, das gilt vor allem für die gespenstische Sehnsucht der Kritiker nach der Drachme. Tsipras sieht die Gelegenheit, Syriza in die politische Mitte zu rücken - dort ist in Griechenland ein Vakuum entstanden, nicht an den Rändern: Er braucht die radikalen Linken nicht. Er ist dabei, Syriza neu zu definieren.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2015
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