Süddeutsche Zeitung

Gewalt gegen jüdische Einrichtungen:Antisemitische Übergriffe beunruhigen die USA

Lesezeit: 1 min

Neue Gewaltandrohungen und Vandalismus gegen jüdische Einrichtungen erschüttern die USA. Mehrere jüdische Gemeindezentren und Tagesschulen mussten am Montag wegen Bombendrohungen evakuiert werden. Tags zuvor war bekannt geworden, dass Unbekannte einen jüdischen Friedhof in Philadelphia geschändet hatten. Mehrere Hundert Grabsteine wurden umgestürzt und zertrümmert.

US-Präsident Donald Trump ließ die Taten über den Sprecher des Weißen Hauses verurteilen. Der Präsident sei enttäuscht und besorgt und verdamme jede Form des Antisemitismus in schärfster Form, sagte Sean Spicer. Doch die neue US-Regierung steht wegen ihres zu laschen Umgangs mit Antisemitismus in der Kritik.

Trump und sein Team stehen dem Staat und der Regierung in Israel zwar sehr nahe, agieren bislang beim Thema Antisemitismus allerdings unglücklich. Im Januar irritierte das Weiße Haus mit einer Presseerklärung zum Holocaust-Gedenktag, in der von der größten Opfergruppe, den Juden, nicht einmal die Rede war. Dass Trump danach erklärte, er sei die "am wenigsten antisemitische Person, die Sie in Ihrem Leben gesehen haben", beruhigte die Kritiker nicht.

Sanders warnt Trump: "Die ganze Welt schaut zu"

Der demokratische Senator Bernie Sanders (Vermont) richtete nun mahnende Worte an Trump: Die "ganze Welt schaut zu", sagte Sanders und warf die Frage auf, ob der Präsident angemessen auf den Anstieg antisemitischer Vorfälle in den USA reagiere. Sanders sprach von einem "erheblichen Ausbruch von Antisemitismus in unserem Land."

In der Nähe von Washington wurden am Montag 143 Schüler einer Tagesschule nach einer Bombendrohung in Sicherheit gebracht, berichtete die Washington Jewish Week unter Berufung auf die Polizei im Fairfax County, Virginia. Seit Wochen werden jüdische Einrichtungen in den Vereinigten Staaten mit ähnlichen Drohungen konfrontiert.

Die Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen in den USA habe ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht, zitiert die israelische Zeitung Haaretz den prominenten Sicherheitsexperten Paul Goldenberg. "Das ist beispiellos, wir können es nicht erklären und, ehrlich gesagt: Ich bin beunruhigt."

Die Vereinigten Staaten waren für Juden vor allem zur Zeit des Dritten Reiches ein sicherer Hafen. Vielen wurde das Land zur Heimat - eine Heimat, in der judenfeindliche Positionen sich bislang nicht auf breiter Basis politisch etablieren konnten. Nun könnte der Antisemitismus zum immer drängenderen Thema werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3398644
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/fued
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.