Süddeutsche Zeitung

Geheimdienst: Dubai-Mord:Polen liefert Mossad-Agenten an Berlin

Polen überstellt einen mutmaßlichen Mossad-Agenten an die Bundesrepublik - der Verdächtige soll einen deutschen Pass für den Mord an einem Hamas-Führer in Dubai besorgt haben.

Polen wird einen von Deutschland gesuchten mutmaßlichen Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad an Berlin ausliefern. Das Bezirksgericht in Warschau habe dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben, berichtet der Fernsehsender TVN24. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Mann war am 4. Juni am Flughafen in Warschau festgenommen worden. Zwei Tage später ordnete das Bezirksgericht in Warschau eine 40-tägige Untersuchungshaft an. Er steht nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel im Verdacht, von Deutschland aus Vorbereitungen für ein Attentat auf einen Hamas-Führer in Dubai getroffen zu haben.

Die Behörden von Dubai beschuldigen den israelischen Auslandsgeheimdienst des Mordes an dem Hamas-Führer Mahmud el Mabhuh, der am 20. Januar tot in einem Luxushotel in dem Emirat aufgefunden worden war. Von den 27 Männern und Frauen des Mordkommandos waren viele mit gefälschten europäischen Pässen unterwegs. Es ist das erste Mal, dass einer der international gesuchten Verdächtigen festgenommen wurde.

Gegen den Mann wird in Deutschland offiziell nicht wegen Beteiligung an dem Attentat ermittelt, sondern wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit. Er soll im Frühjahr 2009 einem anderen mutmaßlichen Mossad-Agenten geholfen haben, beim Einwohnermeldeamt Köln einen deutschen Reisepass zu beantragen.

Mit dem auf den Namen Michael Bodenheimer ausgestellten Pass war einer der mutmaßlichen Mörder in Dubai kurz vor dem Anschlag ein- und kurz danach wieder ausgereist.

Israel wies die Vorwürfe offiziell stets zurück. Zwei israelische Minister hatten Mitte Juni die direkte Überstellung des in Polen festgenommenen Verdächtigen nach Israel gefordert.

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