Süddeutsche Zeitung

Gedicht über Erdoğan:Türkischer Schönheitskönigin droht Gefängnisstrafe

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Haftstrafe von bis zu zwei Jahren

Wegen Verunglimpfung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan drohen einer ehemaligen türkischen Schönheitskönigin bis zu zwei Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft werfe dem Model Merve Büyüksaraç vor, im vergangenen August ein beleidigendes Gedicht im Fotodienst Instagram veröffentlicht zu haben, berichtet die Zeitung Hürriyet.

In dem Text mit dem Titel "Ustanin Şiiri" (Das Gedicht des Meisters) geht es um Bestechung. Im Dezember 2013 war gegen Vertraute des damaligen Ministerpräsidenten Erdoğan wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt worden. Unter Verdacht geriet auch sein Sohn Bilal Erdoğan, der in dem Gedicht namentlich erwähnt wird.

Büyüksaraç sagte nach Angaben von Hürriyet, sie habe den Text "lustig" gefunden. Allerdings habe sie ihn gelöscht als eine Bekannte sie darauf aufmerksam machte, dass sie Probleme bekommen könnte. Büyüksaraç war im Jahr 2006 zur "Miss Türkei" gewählt worden.

Journalistin wegen angeblicher Beleidigung verurteilt

In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Ermittlungen wegen angeblicher Beleidigung Erdoğans eingeleitet, auch gegen Schüler und Studenten. Vor wenigen Tagen verurteilte ein Gericht die Journalistin Hafize Kazcı zu einer Gefängnisstrafe von elf Monaten und 20 Tagen auf Bewährung. Das Gericht wertete einen Artikel als beleidigend, in dem Erdoğan in Anspielung auf die Korruptionsaffäre um seine Regierung als "Dieb" bezeichnet worden war.

Ein Istanbuler Gericht erließ Haftbefehle gegen Erdoğan Erzfeind Fethullah Gülen. Der türkische Präsident macht ihn dafür verantwortlich, dass Korruptionsvorwürfe gegen seine engsten Vertrauten laut wurden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm sowie dem regierungskritischen Journalisten und früheren Polizisten Emre Uslu "Gründung und Führung einer bewaffneten Terrororganisation" vor. Beide leben in den USA. Bereits im Dezember hatte ein Istanbuler Gericht schon einmal einen Haftbefehl gegen Gülen erlassen. Die Anklage beschuldigte Gülens "Hismet"-Bewegung damals, eine "kriminelle Vereinigung" zu sein.

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