Süddeutsche Zeitung

Gebietsansprüche in der Arktis:Putin ordnet Verstärkung des Militärs an

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Es geht um die Vorherrschaft in der Arktis: Der russische Präsident Wladimir Putin reagiert prompt auf den Antrag Kanadas bei der UN auf Ausweitung seiner Ansprüche. Moskau will demnach die Errichtung neuer militärischer Einheiten in dem Gebiet mit "besonderer Aufmerksamkeit" vorantreiben.

Nachdem Kanada Ansprüche auf eine Erweiterung seines Staatsgebiets angemeldet hat, ordnet Russlands Präsident Wladimir Putin eine erhöhte Militärpräsenz in der Arktis an. Er wolle, dass die russischen Streitkräfte dort "besondere Aufmerksamkeit" auf die Errichtung von Infrastruktur und die Stationierung militärischer Einheiten verwendeten, sagte Putin bei einem Treffen im Moskauer Verteidigungsministerium.

Die Armee werde im kommenden Jahr Sondereinheiten bilden, die dann zum Schutz russischer Interessen ihren Posten in der Region beziehen, sagte er. Mehrere Militärstützpunkte auf den Neusibirischen Inseln, die nach dem Ende der Sowjetunion 1991 vernachlässigt wurden, seien bereits wieder gefechtsbereit. "Es geht um die Kontrolle über die gesamte Arktisregion", betonte der Präsident der Agentur Interfax zufolge. "Russland erschließt immer intensiver diese aussichtsreiche Region, fasst dort wieder Fuß und muss alle Mittel haben, um seine geopolitischen Interessen konsequent zu verteidigen", sagte Putin.

Die kanadische Regierung hatte zuvor bei den Vereinten Nationen einen Antrag eingereicht, die gesamte Kontinentalplatte bis zum Nordpol als kanadisches Gebiet anzuerkennen. Die Regierung in Ottawa stützt sich auf neue Vermessungsergebnisse des Meeresbodens im Osten und Norden seiner Küste und erhebt Anspruch auf ein erweitertes Seegebiet. Der Antrag betrifft laut Regierung vor allem den Atlantischen Ozean, doch enthält er auch vorläufige Angaben zum Nordpolarmeer.

Die konservative Regierung von Kanadas Ministerpräsident Stephen Harper plant schon seit Langem, die Souveränität auf Teile der Arktis und die angrenzenden Gewässer auszudehnen.

Putin sieht potenzielle Bedrohung durch US-Atomraketen

Putin hatte im November einen Plan verkündet, einen Militärstützpunkt in der Arktis wiederzueröffnen, von dem aus der Schiffsverkehr in der immer besser befahrbaren Nordostpassage überwacht werden soll.

Putins Ansicht nach braucht Russland eine starke Präsenz in der Arktis, um sich gegen eine potenzielle Bedrohung durch amerikanische U-Boote zu wehren. Von der Barentssee aus könnten US-Raketen Moskau in 15 bis 16 Minuten erreichen, sagte Putin am Dienstag auf einem Treffen von Studenten in Moskau. "Sollten wir also die Arktis aufgeben? Im Gegenteil: Wir sollten sie erkunden."

Die russischen Behörden hatten im September an der Ölplattform Priraslomnaja in arktischen Gewässern etwa 30 Greenpeace-Aktivisten festgenommen. Inzwischen sind alle wieder auf freiem Fuß. Ihnen drohen aber wegen Rowdytums mehrjährige Haftstrafen.

Das Interesse an der Arktis ist stark gestiegen, seit das Schmelzen des Eises wichtige Schifffahrtsrouten geöffnet und die Ausbeutung bislang unzugänglicher Ressourcen ermöglicht hat.

Das Gebiet um den Nordpol selbst enthält wohl nur wenige Ressourcen. Allerdings sind im weiteren Umfeld um den Nordpol Erdöl- und Erdgasvorkommen zu vermuten. Neben Russland, Kanada und den USA gehören die nordischen Staaten Dänemark (Grönland), Norwegen und Island zu den Arktis-Anrainern.

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